Kombinationstherapie gegen Alzheimer eher enttäuschend
Bisher ist die Datenlage zur Kombinationstherapie bei Alzheimer-Demenz widersprüchlich. Dennoch hat sie sich in Europa und den USA bei moderatem bis schwerem Krankheitsbild etabliert. Dr. Dominik Glinz vom Basel Institut für klinische Epidemiologie und Biostatistik, Universitätsspital Basel, und Kollegen haben jetzt versucht, in dieser Undurchsichtigkeit für mehr Klarheit zu sorgen.
Die Autoren fanden neun kontrollierte randomisierte Studien mit insgesamt 2604 Patienten, die für eine Metaanalyse infrage kamen. Sieben Studien verglichen die Kombination mit einer Acetylcholinesterasehemmer(AChEI)-Monotherapie, eine mit Memantin solo und eine vierarmige mit beiden Monotherapien und Placebo. Meistens waren Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Demenz eingeschlossen.
Bei einer kürzeren Nachbeobachtungszeit von etwa sechs Monaten zeigte sich unter der Kombination ein besserer Effekt auf Kognition und klinischen Gesamteindruck im Vergleich zu AChEI allein. In Bezug auf Aktivitäten des täglichen Lebens, Verhaltensstörungen und psychologische Symptome waren aber keine Unterschiede zu erkennen.
Langzeitwirkungen (> 9 Monate) erfassten nur zwei Studien, hier wurden keine wesentlichen Unterschiede zwischen Kombi- und Monotherapie beobachtet. Auch bei einer möglichen Herauszögerung der Pflegeheimeinweisung – nur in einer Studie untersucht – waren die Daten nicht überzeugend.
Leichte Vorteile mit unklarer klinischer Relevanz
Gegenüber Memantin gab es zu keinem Zeitpunkt einen Vorteil, die Qualität der beiden verfügbaren Prüfungen ließ allerdings zu wünschen übrig. Vertragen wurde die Doppeltherapie in der Regel nicht schlechter als die Monotherapien.
Das Fazit der Autoren: Die Kombination zeigt leichte Vorteile in Bezug auf Kognition und Gesamteindruck, die klinische Relevanz bleibt aber unklar und die Qualität der Evidenz ist gering. Für validere Aussagen bedarf es größerer randomisierter Langzeitstudien mit Fokus auf funktionelles Outcome und Pflegebedürftigkeit.
Quelle: Glinz D et al. Swiss Med Wkly 2019; w20093; DOI: 10.4414/smw.2019.20093