Gestörte Schmerzverarbeitung Fibromyalgie verändert die Hirnstruktur

Autor: Annette Kanis

Bei Fibromyalgie-Patient:innen ist das Volumen der grauen Substanz vermindert und die weiße Substanz zeigt teilweise eine erhöhte Konnektivität auf. Bei Fibromyalgie-Patient:innen ist das Volumen der grauen Substanz vermindert und die weiße Substanz zeigt teilweise eine erhöhte Konnektivität auf. © peopleimages.com – stock.adobe.com

Die Gehirne von Patienten mit Fibromyalgie weisen strukturelle Veränderungen auf. Das Volumen der grauen Substanz ist in bestimmten Arealen deutlich verringert, die Konnektivität der weißen Masse nimmt zu.

Patienten mit Fibromyalgie weisen strukturelle Veränderungen am Gehirn auf. So ist das Volumen der grauen Substanz vor allem in Bereichen verringert, die für die Verarbeitung und emotionale Bewertung von Schmerz zuständig sind, berichten Benjamin­ Mosch­ von der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Klinikum der Ruhr-Universität Bochum und Kollegen. Auch die weiße Substanz ist bei den Betroffenen in ihrem Aufbau verändert, was sich auf die Weiterleitung von Schmerzsignalen auswirkt. 
Die Wissenschaftler hatten die Gehirne von 23 Fibromyalgiepatientinnen und von 21 gesunden Frauen in der MRT untersucht und miteinander verglichen. Die Veränderungen in der Mikrostruktur erfassten sie mittels voxelbasierter Morphometrie und Diffusions­tensor-Bildgebung. 

Kein dauerhafter Schaden, sondern reversible Folge

Bei den Patientinnen mit der Schmerzerkrankung fiel in der weißen Substanz insbesondere im Bereich des Lemniscus medialis und des Corpus callosum sowie in der Verbindung zum Thalamus eine erhöhte neuronale Konnektivität auf, beschreiben die Kollegen. Die Abnahme der grauen Substanz war im Bereich des bilateralen Kleinhirns und des Thalamus am stärksten.

Die Studienautoren gehen nicht von einer dauerhaften Schädigung des Gehirns aus. Vielmehr sehen sie die morphologischen Veränderungen im zentralen Nervensystem ihrer Fibromyalgiepatienten als eine vorübergehende und reversible Folge des anhaltenden Schmerzempfindens an.

Quelle: Mosch B et al. Arthritis Res Ther 2023; 25: 89; DOI: 10.1186/s13075-023-03064-0