Frauen mit Herzinsuffizienz: Hälfte der empfohlenen Dosis reicht oft schon

Autor: Dr. Barbara Kreutzkamp

Männer und Frauen profitieren nicht gleichermaßen von derselben Dosis. Männer und Frauen profitieren nicht gleichermaßen von derselben Dosis. © iStock/Anna Anisimova

Frauen mit Herzinsuffizienz und reduzierter Ejektionsfraktion benötigen für eine optimale Einstellung oft nur die Hälfte der empfohlen Zieldosen von ACE-Hemmern, Sartanen und Betablockern. Die Auftitration zur vollen Dosis bringt nur Männern weitere Vorteile.

ACE-Hemmer, Sartane und Beta-Blocker bilden das Rückgrat der medikamentösen Therapie von Patienten mit Herzinsuffizienz und reduzierter Ejektionsfraktion. Wie bei fast allen Medikamenten machen die entsprechenden Leitlinien aber hinsichtlich der Zieldosen keinen Unterschied zwischen Frauen und Männern – und das, obwohl Geschlechtsdifferenzen bei der Pharmakokinetik aufgrund von Unterschieden bei Körperfett- und Muskelmasse, Plasmavolumen und Enzymaktivität hinlänglich bekannt und möglicherweise gerade in der Behandlung der Herzinsuffizienz klinisch relevant sind.

Das Problem: In fast allen klinischen Untersuchungen zu dem Thema sind Frauen unterrepräsentiert, sodass sich geschlechtsspezifische Unterschiede im Outcome statistisch kaum bemerkbar machen. Ein internationales Wissenschaftlerteam wollte es nun aber genauer wissen.

Dazu analysierten sie zunächst retrospektiv die Daten der großen BIOSTAT-CHF-Studie (1308 Männer, 402 Frauen) und validierten die Ergebnisse in der prospektiven ASIAN-HF-Studie (3539 Männer, 961 Frauen). Einbezogen in beide Studien waren Patienten mit Herzinsuffizienz und einer Ejektionsfraktion von weniger als 40 %.

Das Dosis-Outcome-Muster in beiden Studien war ähnlich und bestätigt die Annahme der Forscher. Danach erreichte zwar ein etwa gleich großer Anteil der Männer und Frauen die empfohlenen Dosen von ACE-Hemmern, Sartanen und Beta-Blockern, doch profitierten davon statistisch gesehen nur die Männer: Patienten, die die empfohlene Maximaldosis erhielten, hatten das geringste Risiko für Tod oder herzinsuffienzbedingten Krankenhausaufenthalt. Wurden die Ziel­dosen nicht erreicht, erhöhten sich die Komplikationsraten.

Niedrigstes Sterberisiko bereits bei 50 % der Zieldosis

Bei den Patientinnen ging das Mortalitäts- und Morbiditätsrisiko dagegen um maximal 30 % zurück – und das schon bei 50 % der empfohlenen Dosis. Unter höheren Dosen reduzierte sich das Risiko nicht weiter. Wahrscheinlich ist die Lage bei anderen Herzerkrankungen ähnlich, diskutieren die Kardiologen. Nicht zuletzt in Hinblick auf die Nebenwirkungen von manchen Medikamenten sollten deshalb auch in weiteren Indikationen geschlechtsspezifische Medikamentendosierungen untersucht werden.

Quelle: Santema BT et al. Lancet 2019; 394: 1254-1263; DOI: doi.org/10.1016/S0140-6736(19)31792-1