Fragile Lage Gebrechlichkeit eignet sich zur Risikoeinschätzung von Senioren
Will man das biologische Alter von Senioren einschätzen, leistet das Konzept der „Frailty“ gute und zuverlässige Dienste. Nach Fried et al. sind es im Wesentlichen fünf Merkmale, die zur Gebrechlichkeit eines alten Menschen beitragen:1
- Verlust an Körpermasse (Gewichtsverlust, „Schrumpfen“)
- Erschöpfung und abnehmende körperliche Leistungsfähigkeit
- Abnahme der Muskelkraft
- geringe körperliche Aktivität
- verlangsamte Gehgeschwindigkeit
Liegt keines dieser Kennzeichen vor, gilt der Betroffene als „nicht gebrechlich“. Sind eines oder zwei der Kriterien erfüllt, spricht man von „Pre-Frailty“, bei drei oder mehr von „Frailty“. In frühen Stadien lässt sich die Entwicklung zur Hinfälligkeit möglicherweise umkehren.
In einer longitudinalen Studie untersuchte das Team um Sarah Fustinoni von der Universität Lausanne, ob sich das Mortalitätsrisiko älterer Menschen mithilfe der Frailty-Kriterien einschätzen lässt.
Klarer Zusammenhang von Frailty und Sterberisiko
Die Datengrundlage stammte aus der Kohorte Lc65+, die selbstständig lebende Senioren der Geburtsjahrgänge 1934 bis 1939 aus Lausanne umfasst. Nachdem im Jahr 2005 die fünf Merkmale bei den damals 66- bis 71-jährigen Teilnehmern bestimmt worden waren, dokumentierten die Wissenschaftler alle Todesfälle der Folgejahre.
Während der 14-jährigen Nachbeobachtung starben 336 der 1.315 Senioren. Die Daten belegen den klaren Zusammenhang von Pre-Frailty und Frailty auf das Sterberisiko, wobei der Effekt auf die Mortalität in den ersten vier Jahren besonders stark ausfiel.
Menschen, die im Alter von 66 bis 71 Jahren zumindest eines der Frailty-Kriterien erfüllen, haben gegenüber weniger gebrechlichen Altersgenossen ein signifikant erhöhtes Sterberisiko. Nach Ansicht der Autoren sollte Pre-Frailty in dieser Altersgruppe gezielt identifiziert werden, um Interventionen anpassen und die Lebenszeit verlängern zu können.
1. Fried LP et al. J Gerontol A Biol Sci Med Sci 2021; 56: M146-156
Quelle: Fustinoni S et al. Swiss Med Wkly 2021; 151: w30042; DOI: 10.4414/SMW.2021.w30042