Risikoverhalten bei Jugendlichen Gesundheitsrisiko soziale Medien?
Einen Alltag ohne soziale Medien können sich viele Jugendliche nicht vorstellen. Kritisch wird es allerdings, wenn darunter die Gesundheit leidet. In einer Literatur- und Metaanalyse stellten Dr. Amrit Kaur Purba von der University of Glasgow und Kollegen einen Zusammenhang zwischen der Nutzung sozialer Netzwerke und dem gesundheitsbezogenen Risikoverhalten von Jugendlichen im Alter von 10 bis 19 Jahren her. Dieses umfasste u.a. den Konsum von Alkohol, Drogen und Tabak bzw. Nikotin, das sexuelle Risikoverhalten, Glücksspiel, ungesunde Ernährung und mangelnde körperliche Aktivität. In ihrem systematischen Review schlossen die Forscher insgesamt 126 zwischen 1997 und 2022 publizierte Studien ein, 73 davon waren Bestandteil der Metaanalyse.
Die Auswertung beinhaltete Daten von über 1,4 Millionen Jugendlichen. Aus den meisten Studien ging eine ungünstige Assoziation zwischen sozialen Medien und gesundheitsbezogenem Risikoverhalten hervor, berichten die Autoren. Einzig auf den Aspekt mangelnde körperliche Aktivität schien sich die Anwesenheit in sozialen Netzen in fast zwei Dritteln der Erhebungen günstig auszuwirken.
In der Metaanalyse stand eine häufige bzw. tägliche Social-Media-Nutzung mit einem 28–85 % höheren Risiko für Drogen-, Alkohol- und Tabakkonsum in Zusammenhang. Die Wahrscheinlichkeit für sexuell riskantes Verhalten lag um fast 80 % höher und das Risiko für Glücksspiel betrug sogar fast das Dreifache.
Alkoholkonsum stieg mit der Nutzungszeit
Als relevant erwiesen sich auch die Nutzungszeiten und die konsumierten Inhalte: Verbrachten die Jugendlichen mindestens zwei Stunden täglich in sozialen Medien, erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit für Alkoholkonsum im Vergleich zu Altersgenossen, die keine solchen Plattformen nutzten, um das Doppelte. Für den Genuss von Alkohol zeigte sich außerdem eine stärkere Assoziation, wenn die angesehenen Inhalte von Usern bzw. Influencern und nicht von Marketingabteilungen generiert wurden.
Quelle: Purba A et al. BMJ 2023; 383: e073552; DOI: 10.1136/bmj-2022-073552