Hodenkrebs Hand in die Hose: Bereitschaft zur Selbstuntersuchung steigern
Wird Hodenkrebs früh erkannt, ist eine kurative Behandlung oft möglich. Während viele junge Frauen regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen als selbstverständlich empfinden, sieht das bei Männern anders aus: Der Gang zum Urologen erfolgt oft erst bei Problemen. Umso wichtiger ist es, dass sich junge Männer regelmäßig selbst untersuchen, schreiben Dr. Matthias Jahnen, Klinik und Poliklinik für Urologie am Klinikum rechts der Isar, München, und Kollegen. Doch wie gut wird das umgesetzt? In einer retrospektiven Kohortenstudie mit 473 Medizinstudenten befragten die Wissenschaftler diese anonymisiert zum Selbstuntersuchungsverhalten und möglichen Faktoren, die darauf Einfluss nehmen könnten. Das Alter der Studierenden betrug im Schnitt 25 Jahre, 177 waren männlich.
Fast drei Viertel (72 %) der angehenden Medizinerinnen gaben an, regelmäßig ihre Brust abzutasten. Von den Männern untersuchten knapp zwei Drittel ihren Hoden (64 %). Es gab mehrere Einflussfaktoren, die sich negativ auf die Häufigkeit der Selbstuntersuchungen auswirkten: Sie war z.B. bei Studierenden verringert, die nicht mit Freunden oder Partnern über ihre Sexualität sprachen. Auch wenn männliche Medizinstudenten noch bei ihren Eltern wohnten oder innerhalb der letzten vier Wochen keinen Geschlechtsverkehr hatten, zeigte sich eine signifikante Reduktion. Die Frauen tasteten ihre Brust deutlich seltener ab, wenn sie in den letzten vier Wochen nicht masturbiert hatten oder wenn sie gleichgeschlechtliche Partner bevorzugten.
Bereitschaft zur Selbstuntersuchung steigert Grundverständnis
Es ist davon auszugehen, dass die vorliegenden Zahlen eher über dem Durchschnitt liegen, fügen die Autoren an. Studien aus Irland und den USA lieferten z.B. für Männer deutlich niedrigere Werte (36 %). Medizinstudierende verfügen über einen hohen Bildungsstand und medizinisches Wissen. Dieses Grundverständnis scheint die Bereitschaft zur Selbstuntersuchung deutlich zu steigern. Umso wichtiger ist deswegen die Aufklärung über Hodenkrebs durch Ärzte, Schulen und Kampagnen, so die Autoren.
Quelle: Jahnen M et al. Urologe 2021; 7: 901-919; DOI: 10.1007/s00120-021-01479-8