Hodentorsion Indikation zur OP nicht nur klinisch stellen
Der klinische Blick reicht nicht für die Diagnose Hodentorsion aus. Das ergab eine iranische Studie. Eingeschlossen waren 81 Männer im mittleren Alter von 20 Jahren, die sich wegen des Verdachts auf eine testikuläre Verdrehung einer OP unterzogen. Bei 70 von ihnen bestätigte sich intraoperativ die Torsion.
Die Betroffenen waren signifikant häufiger jünger und hatten relativ früh die Notaufnahme aufgesucht. Außerdem litten sie vermehrt an plötzlich einsetzenden und linksseitigen Schmerzen. Dysurie, Diarrhö, Erbrechen und Fieber traten dagegen seltener auf. Die Leukozytenzahl war signifikant niedriger und der Kremasterreflex fehlte mehrheitlich.
Aber in der Regressionsanalyse erwies sich das junge Alter als einziger unabhängiger Prädiktor. Die Autoren raten deshalb zur Vorsicht. Die Entscheidung gegen eine chirurgische Exploration sollte nicht allein aufgrund der Klinik getroffen werden.
Farbdoppler ist ein gutes diagnostisches Tool
Stattdessen empfehlen sie, zusätzliche Verfahren zu nutzen, beispielsweise den Farbdoppler. Er hat eine hohe Sensitivität und Spezifität für den Nachweis der Torsion, auch wenn im Anfangsstadium und bei inkompletter Verdrehung mit falsch-negativen Befunden zu rechnen ist. Wichtig bleibt die zeitliche Komponente. Eine irreversible Schädigung der Testikel tritt bei Patienten, die innerhalb von sechs Stunden den Arzt aufsuchen, signifikant seltener auf.
Quelle: Sazgar M et al. Arch Emerg Med 2022; DOI: 10.22037/aaem.v10i1.1484