Hepatozelluläres Karzinom: AFP-Werte ermöglichen Prognose
Alpha-Fetoprotein (AFP) gilt als Standard-Biomarker des hepatozellulären Karzinoms (HCC). Seine diagnostische Bedeutung wird aber aufgrund seiner geringen Sensitivität und Spezifität, insbesondere bei kleinen Tumoren, zunehmend infrage gestellt. Auch in der Nachsorge spielt AFP nur noch eine untergeordnete Rolle. Das vor Beginn einer Therapie gemessene AFP hat jedoch vermutlich prognostische Relevanz, berichten Forscher um Dr. Carolin Czauderna von der Universitätsmedizin Mainz.
Sie analysierten die Überlebensdaten von 809 Patienten (82 % Männer, medianes Alter 65 Jahre), die sich zwischen 1998 und 2014 einer HCC-Behandlung (z.B. Transplantation, transarterielle Chemoembolisation, systemische Chemo) unterzogen hatten. Von allen lagen zwei prätherapeutisch bestimmte AFP-Werte vor.
Sowohl hohe statische AFP-Werte (> 400 ng/ml) als auch eine starke AFP-Dynamik gingen mit deutlich schlechteren Überlebenschancen einher. Berücksichtigten die Forscher zusätzlich zu den gängigen Prognoseindikatoren (Child-Pugh-Score B und C, Tumorthrombose der Portalvene, extrahepatische Ausbreitung) die prätherapeutischen absoluten AFP-Konzentrationen und/oder die -Dynamik, verbesserte sich die Aussagekraft des Modells.
Ferner stellten die Kollegen fest, dass für Patienten mit erhaltener Leberfunktion und ohne Portalvenenthrombose, also vergleichsweise günstiger Prognose, der AFP-Slope (Zu-/Abnahme pro Tag) im Vergleich zu den statischen Werten eine stärkere Prognoserelevanz zu haben scheint.
Quelle: Czauderna C et al. United European Gastroenterol J 2021; DOI: 10.1177/2050640620972611