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Meningitis­impfung Impftrip mit doppelter Wirkung

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Optimal wäre ein spezifischer Impfstoff gegen N. gonorrhoeae. Optimal wäre ein spezifischer Impfstoff gegen N. gonorrhoeae. © iStock/Hailshadow
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Die Meningitisimpfung mit 4CMenB-Vakzinen zeigt hinsichtlich Gonokokken ebenfalls einen protektiven Effekt. Dieser ist zwar nur moderat ausgeprägt, aber für die Praxis durchaus relevant.

Die Therapie der Gonorrhö wird angesichts vermehrter Antibiotikaresistenzen immer schwieriger. Es steht sogar zu befürchten, dass die Infektion in Zukunft gar nicht mehr behandelbar ist – bei weltweit steigender Inzidenz. Gleich drei aktuelle Arbeiten belegen nun den Zusatznutzen der Impfung gegen Neisseria meningitidis (Serogruppe B) im Kampf gegen ihren Verwandten Neisseria gonorrhoeae.

Eine Beobachtungsstudie aus den USA untersuchte den protektiven Effekt der 4CMenB-Impfung auf der Basis von Meldedaten für sexuell übertragbare Erkrankungen aus New York und Philadelphia. Bei den 16- bis 23-Jährigen wurden im Zeitraum zwischen 2016 und 2018 rund 170.000 Infektionen registriert, darunter rund 18.000 mit Gonokokken, 125.000 mit Chlamydien und 25.000 mit beiden Erregern.

Knapp 8.000 Patienten waren gegen Meningitis der Serogruppe B geimpft worden, davon rund 52 % einmal und fast 47 % zweimal, die übrigen mindestens dreimal. Im Vergleich zu ungeschützten Personen bot die komplette Vakzination mit zwei Dosen eine 40%ige Protektion gegen die Gonorrhö. In der Gruppe, in der Patienten zumindest eine Einzeldosis erhalten hatten, lag die Zahl der Fälle um 26 % niedriger, schreiben Dr. Winston Abara vom CDC in Atlanta und Kollegen.

Infektionsrisiko ist um ein Drittel niedriger

Die zweite Studie basiert auf den Daten des umfangreichen 4CMenB-Impfprogramms in Südaustralien. Sie ergab neben einem ausgeprägten Schutz vor Meningitis und Sepsis in der Kohorte auch eine moderate Reduktion der Gonorrhö-Infektionen. Vollständig geimpfte Jugendliche und junge Erwachsene trugen ein um 33 % geringeres Risiko, sich zu infizieren, so Dr. Bing Wang vom Women’s and Children’s Health Network, Adelaide, und Kollegen.

Ein weiteres Team analysierte, ob die Tripper-Prävention bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), auch einen finanziellen Vorteil bietet. Die Kosteneffizienz wäre bei einer risikoadaptierten Anwendung am größten, d.h. wenn MSM mit nachgewiesener Gonorrhö oder mehr als fünf Sexualpartnern im Jahr die Impfung angeboten bekämen. In diesem Szenario ließen sich mit der 4CMenB-Vakzination innerhalb von zehn Jahren etwa 110.000 Infektionen vermeiden. Das entspricht einer Ersparnis von acht Mio. Pfund (ca. 9,6 Mio. Euro), errechneten Dr. Lilith Whittles vom Imperial College in London und Kollegen.

Optimal wäre ein spezifischer Impfstoff gegen N. gonorrhoeae. Eine Steigerung der Effizienz z.B. von 30 % auf 60 % würde auch den finanziellen Nutzen verdoppeln. Allerdings wird die Entwicklung eines solchen Vakzins nach Einschätzung der Autoren wohl noch Jahre dauern.

Quellen:
1. Winston AE et al. Lancet Infect Dis 2022; DOI: 10.1016/S1473-3099(21)00812-4
2. Wang B et al. Lancet Infect Dis 2022; DOI: 10.1016/S1473-3099(21)00754-4
3. Whittles LK et al. Lancet Infect Dis 2022; DOI: 10.1016/S1473-3099(21)00744-1