Kann die TAVI der klassischen OP wirklich das Wasser reichen?
Dank der neueren TAVI*-Devices gewinnen interventionell tätige Kardiologen mehr und mehr Erkenntnisse in der Therapie von Aortenklappenstenosen. Inzwischen umfasst die Evidenz das komplette chirurgische Risikospektrum. Die jüngsten Studien, die das interventionelle Verfahren mit dem klassischen Aortenklappenersatz (AKE) bei niedrigem OP-Risiko verglichen, heißen Evolut Low Risk und PARTNER 3. In den Fokus der Aufmerksamkeit rückte vor allem letztere, weil sie nicht nur die Gleichwertigkeit, sondern sogar eine Überlegenheit der TAVI zeigte.
Der primäre Endpunkt bestehend aus Tod, Schlaganfall und Rehospitaliserung trat innerhalb eines Jahres signifikant seltener ein, wenn die Klappe minimalinvasiv versorgt worden war (Hazard Ratio 0,54). Professor Dr. Torsten Doenst von der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie am Universitätsklinikum Jena konnte diesen kombinierten Endpunkt allerdings „nicht ganz nachvollziehen“. Denn die Überlegenheit ergab sich vor allem aus den häufigen Rehospitalisierungen bei den Operierten. Studienteilnehmer seien laut dem Kollegen bereits am 4. Tag entlassen worden. „Da erwartet man per se schon eine sehr hohe Rate an Wiedereinweisungen.“
Langzeitdaten sind noch Mangelware
Bei der Sterblichkeit selbst fand sich immerhin eine Tendenz zugunsten des interventionellen Eingriffs. Das passt zu einer Metaanalyse der bisherigen TAVI-vs.-AKE-Studien. Ihr zufolge schneidet die TAVI in der perioperativen Phase hinsichtlich der Gesamtmortalität „tatsächlich besser ab“, räumte Prof. Doenst ein. Das große Manko: Langzeitdaten fehlen. Die Evolut-Low-Risk-Studie lief über zwei Jahre. Mit einem etwas anderen Endpunkt (Tod oder behindernder Schlaganfall) kam letztlich eine Nicht-Unterlegenheit des endovaskulären Verfahrens heraus, wie Professor Dr. Uta Hoppe von der Universitätsklinik für Innere Medizin II des Uniklinikums Salzburg ausführte.
Transkatheterklappe – auch eine Frage der Haltbarkeit
Real-World-Studien sprechen für Überlebensvorteil nach OP
Trotzdem glaubt Prof. Doenst, dass die TAVI langfristig noch nicht mit dem AKE mithalten kann. Bestätigt fühlt er sich durch drei Real-World-Studien. So haben operierte Hochrisikopatienten laut einem französischen Register nach fünf Jahren nicht nur weniger Schlaganfälle, Myokardinfarkte und Schrittmacher als die gematchten minimalinvasiv Versorgten, sondern auch einen Überlebensvorteil. Dieser Langzeit-Mortalitätsbenefit geht aus einer italienischen Registerarbeit bei niedrigem und intermediärem Risiko sowie aus einer Hamburger Studie mit Niedrigrisikofällen ebenso hervor. Daher lautet das TAVI-Fazit des Jenaer Herzchirurgen: „Ganz trivial und klar zu sagen ‚so ist es jetzt‘ und die Indikation auf Jüngere auszuweiten, da wäre ich skeptisch.“* Transcatheter Aortic Valve Implantation
Quelle: 15. DGK-Kardiologie-Update-Seminar