Kognition nimmt bei Schizophrenie früh ab
Das Ausmaß der kognitiven Defizite im Rahmen einer Schizophrenie scheint nicht davon abzuhängen, wie lange die Betroffenen bereits erkrankt sind. Egal, ob erste Episode oder jahrelang bestehende Symptomatik: Die Patienten schneiden in entsprechenden Tests gleich gut beziehungsweise gleich schlecht ab. Erste Anzeichen findet man allerdings schon bei Personen, die gesund sind, aber ein hohes Psychoserisiko haben.
Diese Erkenntnis geht aus den Beobachtungen eines Forscherteams um den Neurologen Dr. Rodolfo Solis-Vivanco aus Mexiko-Stadt hervor. Wie die Wissenschaftler berichten, lagen in ihrer Studie mit knapp 300 Teilnehmern die kognitiven Leistungen von Patienten mit unbehandelter Schizophrenie deutlich unter denen gesunder Kontrollen. Sie erzielten in allen Komponenten der MATRICS* Consensus Cognitive Battery etwa 10–20 Punkte weniger. Die Werte von Teilnehmern, bei denen die Krankheit zum ersten Mal auftrat und im Mittel seit 14 Wochen bestand, unterschieden sich nicht von denen chronisch Erkrankter, die durchschnittlich fast acht Jahre unter einer Schizophrenie litten.
Etwas besser fielen die Ergebnisse bei den Teilnehmern mit hohem Psychoserisiko aus. Im verbalen und visuellen Lernen lagen sie mit den gesunden Kontrollen gleichauf.
Soziale Kompetenzen in der Risikogruppe beeinträchtigt
Die übrigen Kompetenzen waren allerdings signifikant schwächer ausgeprägt, wenn auch noch 5–17 Punkte über dem Niveau der Erkrankten. Nur in einem wurden identische Defizite offenbar: Die sozialen Fähigkeiten lagen in der Risikogruppe bereits genauso niedrig wie bei den Schizophreniepatienten.
* Measurement and Treatment Research to Improve Cognition in Schizophrenia
Quelle: Solis-Vivanco R et al. JAMA Psychiatry 2020; DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2020.0001