Reizdarmbeschwerden Lebensstil überdenken und Ernährung umstellen
An der Entwicklung des Reizdarmsyndroms (RDS) scheinen verschiedene Faktoren beteiligt zu sein; diskutiert werden u.a. viszerale Hypersensitivität, bakterielle Fehlbesiedelung des Dünndarms, gestörte Immunregulation, aber auch psychosoziale Faktoren. Üblich ist eine medikamentöse Therapie der Beschwerden: Antidiarrhoika bei Durchfall, Laxanzien bei Obstipation, außerdem Spasmolytika und Schmerzmittel. Da das oft nicht ausreichend hilft und viele RDS-Patienten berichten, dass sich ihre Beschwerden nach dem Essen verschlimmern, stellt sich die Frage nach einer gezielten Ernährungsumstellung.
Die Empfehlungen des britischen National Institute for Health and Care Excellence (NICE) können für RDS-Betroffene eine gute Hilfestellung sein, ihre Darmprobleme selbst positiv zu beeinflussen, schreiben Professor Dr. Yurdagül Zopf und Privatdozentin Dr. Walburga Dieterich vom Universitätsklinikum Erlangen.
Weniger Blähungen mit Leinsamen und Hafer
Das NICE informiert RDS-Patienten über einen gesunden Lebensstil, die positiven Auswirkungen von körperlicher Aktivität und die Möglichkeiten der medikamentösen Therapie. Zum Thema Ernährung rät das NICE u.a.:
- Regelmäßig und in Ruhe essen, keine Mahlzeit weglassen.
- Über den Tag verteilt acht Tassen Flüssigkeit (bevorzugt Wasser und Kräutertee) trinken, maximal drei Tassen Kaffee oder koffeinhaltigen Tee.
- Wenig Alkohol und kohlensäurehaltige Getränke konsumieren.
- Stark fetthaltige Nahrungsmittel einschränken, ebenso resistente Stärke, die häufig in verarbeiteten Lebensmitteln enthalten ist.
- Nicht mehr als drei Portionen Obst pro Tag essen (insgesamt höchstens 240 g).
- Bei Blähungen und Völlegefühl können Leinsamen oder Hafer die Beschwerden lindern (maximal 1 Esslöffel pro Tag).
- Besonders bei Durchfällen: stark ballaststoffhaltige Nahrungsmittel einschränken (Vollkornmehl, Vollkornreis, Zuckermais, Hülsenfrüchte etc.) und Zuckeralkohole wie Sorbit und Mannit meiden, die vor allem in Kaugummis und zuckerreduzierten Getränken enthalten sind.
Die Einhaltung der NICE-Tipps bessert die RDS-Symptome oft, aber nicht immer. Bei nicht ausreichendem Ansprechen können die Patienten ggf. von einer FODMAP*-reduzierten Ernährung profitieren. FODMAP sind kurze, wenig oder nicht verdauliche Kohlenhydrate, die von Darmbakterien fermentiert werden und stark osmotisch wirken. Dies bedingt eine Ansammlung von Flüssigkeit und Gas im Darm. Wichtige Vertreter sind z.B. Fruktose, Laktose, Fruktane sowie Sorbit und Mannit.
Glutenfrei kann helfen
* fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide und Polyole
Quelle: Zopf Y, Dieterich W. internistische praxis 2021; 64: 39-50