Mehr als nur Kosmetik: Bauchdeckenstraffung hat therapeutischen Vorteil
Ein riesiger Hautlappen am Bauch ist nicht nur unästhetisch, er beeinträchtigt auch die Gesundheit. Am eigenen Leib erfahren musste das ein 63-Jähriger, der rund fünf Jahre nach einer Magenbypass-OP deutlich an Körpermasse verloren hatte. Zusätzlich zur psychischen Belastung bereitete das herunterhängende Gewebe dem derzeit noch 144 kg schweren Mann Probleme beim Urinieren und Gehen. Sexuelle Aktivität war ihm nicht mehr möglich. Zudem klagte er über starke Rückenschmerzen und Fatigue. Laborwerte, Thoraxröntgen und EKG waren unauffällig.
Diverse private und universitäre Einrichtungen hatten den Eingriff bei dem Patienten aufgrund seines hohen BMI von 38,7 kg/m² verweigert. Schließlich erklärte sich das Team um Vladislav P. Zhitny von der Medizinischen Fakultät der Universität Nevada bereit, ihm den 9,5 kg schweren Haut- und Fettlappen zu entfernen. Fünf Monate nach der OP hatten sich seine Beschwerden deutlich reduziert, Rückenschmerzen und Fatigue waren verschwunden. Komplikationen gab es keine.
Viele plastische Chirurgen befürchten bei einer Abdominoplastie an Patienten mit einem BMI über 30 kg/m² mehr Risiken. Eine retrospektive Untersuchung von Daten aus West Michigan ergab laut den US-Kollegen jedoch keinen Unterschied in der Komplikationsrate zwischen Übergewichtigen und Fettleibigen.
OP womöglich effektiver als Sport und Abnehmen
Sie plädieren deshalb dafür, einen hohen BMI nicht pauschal als Ausschlusskriterium zu bewerten und den Eingriff nicht länger als rein kosmetische Maßnahme anzusehen. Die Operation könne therapeutisch effektiver wirken als Empfehlungen zu Gewichtsverlust und Sport.
Quelle: Zhitny VP et al. J Surg Case Rep 2020; 6: 1-3; DOI: 10.1093/jscr/rjaa145