Bluthochdruck, Rauchen, Übergewicht: Weltweite Strategien gegen kardiovaskuläre Risikofaktoren
Fast 40 % der Weltbevölkerung schleppen überflüssige Pfunde mit sich herum. In Sachen allgemeine Mortalität hat aber die Hypertonie die Nase vorn. Etwa 17 % aller globalen Todesfälle stehen in Zusammenhang mit einem erhöhten Blutdruck, erklärte Dr. Dike B. Ojji vom Department of Medicine am University of Abuja Teaching Hospital in Nigeria. Erwartungsgemäß ist die Versorgung der Betroffenen in Ländern mit hohem Einkommen deutlich besser, wenngleich nicht perfekt. Bis zu 80 % der Patienten erhalten hier eine Therapie, maximal 70 % sind damit gut eingestellt. In 44 Ländern mit niedrigem bis mittlerem Einkommen ermittelte eine Studie eine Versorgungsrate von 30 %. Und nur 10 % erreichten so eine ausreichende Blutdruckkontrolle.
Prävention in Kirchen und im Friseursalon
Eine Besserung der Situation kann laut Dr. Ojji nur gelingen, wenn alle Beteiligten zusammenarbeiten. Das heißt: Patient, medizinisches Personal, Gesundheitssystem, Politik und die Pharmaindustrie. Die Selbstkontrolle von Hypertonikern bringt viel mehr, wenn sie begleitend aufgeklärt werden und eine Lebensstilberatung erhalten. In Entwicklungsländern gibt es dazu interessante Ansätze. So kann es sich lohnen, Infos in Friseursalons oder Kirchen zu vermitteln. Eine zusätzliche Betreuung durch Sozialarbeiter ermöglichte bei Patienten in Armenvierteln in Argentinien einen größeren Blutdruckabfall als nur die übliche Versorgung.
Vonseiten des Gesundheitssystems bedarf es nach Dr. Ojjis Meinung
- Patientenregister,
- einer Rückmeldung zum klinischen Verlauf,
- simpler Therapiealgorithmen,
- medizinischer Visiten zur Blutdruckmessung sowie
- Single-Pill-Kombinationen.
Die Zahl der Raucher ging in westlichen Ländern in den letzten Jahrzehnten deutlich zurück. Und an der Gefährlichkeit des Qualmens dürfte keiner mehr zweifeln. Schon ein „milder“ Konsum (5–10 Zigaretten/Tag) verdoppelt in Europa das Risiko für eine koronare Herzkrankheit und zerebrovaskuläre Krankheiten, betonte Professor Dr. Richard Peto vom Nuffield Department of Population Health der Universität Oxford. Der Stopp lohnt immer, auch wenn der Benefit mit steigendem Alter weniger wird.
WHO-Programm zur Reduktion von Transfetten Interessanterweise nannte Prof. Peto als wesentlichen Ansatz, um die Quoten weiter zu senken, nicht etwa Entwöhnungsprogramme oder Medikamente, sondern den Preis. In Großbritannien gab es zwei schlagartige Abfälle der Raucherraten – und zwar nach zwei massiven Preiserhöhungen für Zigaretten. In Südafrika und Frankreich hat sich der Preis für die Kippen zwischen 1990 und 2005 verdreifacht, die Zahl der Konsumenten halbierte sich. Dazu gab es in diesem Zeitraum doppelt so viele Steuereinnahmen.
Präventive Effekte in Zahlen
- Reduktion zuckerhaltiger Getränke durch Steuergesetze
- Empfehlungen und Maßnahmen entwickeln zu den Themen „Anteil von Zucker und Fett in Essen und Getränken senken“, „kleinere Portionen verzehren“ sowie „Verfügbarkeit und Bezahlbarkeit gesunder Lebensmittel steigern“
- Kampagnen zum Thema gesunde Ernährung und Bewegung in der Bevölkerung und in Social-Media-Kanälen implementieren
- einfache Kennzeichnungen von Lebensmitteln einführen
- Vermarktung von stark zucker-, salz- und fetthaltigen Nahrungsmitteln bei Kindern einschränken
- mehr gesunde Lebensmittel in Schulen und an anderen öffentlichen Orten bereitstellen.
Quelle: ESC* Congress 2019
* European Society of Cardiology