Maskierte Hypertonie Wenn Hochdruck sich verschleiert

Autor: Alexandra Simbrich

Zu Hause gemessener Blutdruck kann einer maskierten Hypertonie schneller auf die Schliche kommen. Zu Hause gemessener Blutdruck kann einer maskierten Hypertonie schneller auf die Schliche kommen. © Rido – stock.adobe.com

Die maskierte Hypertonie ist mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden. Wer weiß, welche Patientencharakteristika mit dieser Hochdruckart einhergehen, kann ihr schneller auf die Spur kommen.

Zwar haben umfangreiche Kohortenstudien den Praxisblutdruck mit ambulant gemessenen Werten verglichen. Jedoch wurden die ambulanten und Praxiswerte in diesen Untersuchungen nicht mit demselben Gerät bestimmt. Zudem erfolgten die Messungen nicht wie von der European­ Society­ of Hyper­tension empfohlen über drei Tage hinweg sowohl morgens als auch abends, schreiben Peder af Geijerstam­ von der Universität Linköping und Kollegen. 

Die Wissenschaftler ließen daher über 5.000 zufällig ausgewählte Teilnehmer der schwedischen SCAPIS-­Studie im Alter von 50 bis 64 Jahren zu Hause ihren Blutdruck selbst messen, und zwar sieben Tage lang jeweils dreimal morgens und abends. Hierfür verwendeten die Teilnehmer das gleiche Messgerät, mit dem auch ihr Praxisblutdruck bestimmt worden war.

Als erhöht galten selbst gemessene Werte über 135/85 mmHg. Zusätzlich bestimmten die Kollegen die Pulswellengeschwindigkeit sowie den Punktwert für eine koronare Verkalkung und warfen einen genauen Blick auf Parameter wie Body-Mass-Index sowie die Blut­zucker- und Blutfettwerte.

Fast jeder Zwanzigste hatte unerkannte Hypertonie

Von 4.122 Teilnehmern ohne anti­hypertensive Behandlung hatten 172 (4,2 %) eine maskierte Hyper­tonie. Verglichen mit den Teilnehmern mit durchgehend normalen Blutdruckwerten (n = 2634) waren diejenigen mit einem verborgenen Bluthochdruck häufiger Männer (66,9 vs. 46,2 %) und hatten einen signifikant höheren Body-Mass-Index (28,0 vs. 25,6). 

Bei anderen kardiovaskulären Risikofaktoren zeigten sich ebenfalls signifikante Unterschiede: Teilnehmer mit maskiertem Bluthochdruck wiesen einen höheren mittleren Nüchternblutzucker (5,8 vs. 5,5 mmol/l) und niedrigere mittlere HDL-Werte auf (1,5 vs. 1,7 mmol/l). Auch das mittlere hochsensitive C-reaktive Protein war gegenüber den normotensiven Teilnehmern erhöht (2,7 vs. 1,6 mg/l).

Ein versteckter Bluthochdruck war außerdem mit einer signifikant höheren mittleren Pulswellengeschwindigkeit (9,3 vs. 8,3 m/s) verbunden. Die Odds Ratio für einen Koronarkalk-Score von mindestens 100, der auf ein hohes kardiovaskuläres Risiko hindeutet, lag für die Teilnehmer mit einer verborgenen Hypertonie bei 1,65.

Der zu Hause gemessene Blutdruck ist demnach ein besserer Risikomarker für Herz-Kreislauf-­Erkrankungen als der Praxisblutdruck, so das Fazit der Autoren. Dies gilt auch, wenn für die Messungen dasselbe Gerät verwendet wurde. Wie das kardiovaskuläre Risiko für diese Patienten reduziert werden kann, muss jedoch noch untersucht werden.

Quelle: Geijerstam P et al. J Hypertens 2023;  DOI: 10.1097/HJH.0000000000003431