Inzwischen mehren sich die Hinweise, dass sich
hochintensives Intervalltraining (HIIT) mit kurzen Wiederholungen und Pausen von einer bis vier Minuten Dauer gleichfalls günstig auf den Blutdruck auswirkt – und das schon nach recht kurzer Zeit. Dreimal wöchentlich absolviert lässt sich mittels HIIT schon nach einem Monat der Druck deutlich senken.
Auch das Lipidprofil bessert sich bei regelmäßiger körperlicher Aktivität. Ausdauertraining
reduziert LDL-Cholesterin und Triglyzeride und erhöht gleichzeitig das protektive HDL in einem Ausmaß, das mit den Effekten von täglich 20 mg Atorvastatin vergleichbar ist. Alternativ oder zusätzlich bietet sich auch in diesem Zusammenhang ein hochintensives Intervalltraining an, z.B. dreimal wöchentlich acht Phasen mit 30 Sekunden Belastung (90–100 % der Herzfrequenzreserve) und zwei Minuten Pause. Hochintensives Intervalltraining kann die Lipidwerte in einer deutlich kürzeren Zeit senken als der Ausdauersport. Erste Erfolge zeigen sich schon nach wenigen Wochen.
Nach wie vor unterschätzt wird der Wert körperlicher Aktivität in
Prävention und Behandlung des Typ-2-Diabetes, betonen die Autoren. Die American Diabetes Association (ADA) empfiehlt mindestens 150 Minuten Ausdauertraining verteilt auf fünf Tage die Woche plus zwei bis drei Einheiten Krafttraining. Beides senkt den HbA1c-Wert in vergleichbarer Weise und durch die Kombination lässt sich ein erheblicher Zusatznutzen erzielen.
Bei Typ-2-Diabetikern ist Walking recht beliebt. Der Effekt, den dieser Laufsport auf den Glukosestoffwechsel hat, hängt allerdings sehr von der Art seiner Durchführung ab: Eine Stunde gleichförmiges Trainieren an fünf Tagen der Woche reicht offenbar nicht aus, um Blutzuckerspiegel, HbA1c oder die Ergebnisse aus dem oralen Glukosetoleranztest positiv zu verändern. Ein
Wechsel zwischen Phasen niedriger und hoher Intensität indes beeinflusst alle drei Parameter positiv. Auch hochintensives Intervalltraining hat gute Effekte. Schon ein zweiwöchiges HIIT mit nur sechs Trainingseinheiten verbessert die diabetischen Stoffwechselwerte deutlich.
Oft wird Bewegung als Mittel zur Gewichtsabnahme empfohlen. Doch Vorsicht: Die meisten Patienten essen aufgrund des höheren Energieverbrauchs und verstärkten Hungergefühls mehr, manche nehmen sogar zu. Eine Reduktion der Leibesfülle gelingt aber nur über ein
Kaloriendefizit. Wer neu mit dem Sport beginnt, darf also seinen erhöhten Energieverbrauch und den durch Muskelzuwachs gestiegenen Grundumsatz nicht vollständig ausgleichen. Außerdem hängt der Abspeckeffekt von der Intensität ab: Ein Training mit 75 % maximaler Sauerstoffaufnahme reduziert Bauchumfang und Gewicht stärker als die moderate Belastung mit 50 % VO2max.
Besser spät als nie in Bewegung kommen
Abschließend betonen die Autoren, dass regelmäßiges Bewegen auch das Leben verlängert: Wer kaum körperlich aktiv ist, trägt ein doppelt so hohes Risiko für einen vorzeitigen Tod wie Menschen, die viele Jahre in Bewegung sind. Auch wer erst spät zum Sport findet, kann sein
Herzrisiko merklich senken und obendrein mit dem „Medikament Sport“ viele Tabletten einsparen.
Quelle: Ketelhut RG, Ketelhut K. internistische praxis 2021; 63: 582-593