Hypertonie: Optimale Kost enthält viele Ballaststoffe, viel Kalium und wenig Natrium
In nicht-industrialisierten, isolierten Gesellschaften, die sich natürlich ernähren, leidet nur 1 % der Menschen an Bluthochdruck, während in Deutschland rund jeder dritte Erwachsene von einer Hypertonie betroffen ist. Ein Grund dafür dürften die Ernährungsgewohnheiten sein. In Industrieländern zunehmend beliebt sind verarbeitete Fertigprodukte mit hohem Natrium-, aber niedrigem Kaliumgehalt, schreiben Dr. Victoria McParland und Dr. Nicola Wilck vom Experimental and Clinical Research Center, eine Kooperation der Charité – Universitätsmedizin Berlin mit dem Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin, Berlin.
Mit jedem Kilo weniger kann der RR um 1 mmHg fallen
An der Entstehung einer Hypertonie sind sowohl genetische Faktoren als auch der individuelle Lebensstil beteiligt. Die gute Nachricht: Ein erhöhtes genetisches Risiko kann durch einen gesunden Lebensstil teilweise wettgemacht werden. Hochdruckpatienten, die übergewichtig oder adipös sind, sollten durch eine Ernährungsumstellung und mehr Bewegung ein gesundes Körpergewicht anstreben (Ziel-BMI 20–25 kg/m2). Mit jedem Kilo weniger kann der systolische Blutdruck um etwa 1 mmHg fallen.
Nicht mehr als 3 g Kalium pro Tag für Nierenschwache
Neben dem Natrium ist Kalium ein weiteres Elektrolyt, das an der Blutdruckregulation beteiligt ist. Allerdings mit dem umgekehrten Effekt: Die niedrige Kaliumzufuhr geht mit hohem Blutdruck einher, während eine kaliumreiche Ernährung den Blutdruck senkt. Eine Analyse ergab, dass eine höhere Kaliumzufuhr von 3,5–4,7 g/d den systolischen Blutdruck um 7,16 mmHg senken kann. Kaliumreiche Diäten sollen ihre günstigen Effekte über eine Vasodilatation, verbesserten Urinfluss, verminderte Reninfreisetzung und eine negative Natriumbilanz entfalten. Allerdings scheint die Durchschnittsbevölkerung in Deutschland nicht unbedingt unterversorgt zu sein, Schätzungen zufolge liegt die Zufuhr bei 3,9 g/d (Frauen) bzw. 4,3 g/d (Männer). Vielmehr liegt das Problem im schlechten Verhältnis zwischen Kalium und Natrium (< 0,4). Vorsicht ist aber bei Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion geboten: Ihre Kaliumzufuhr sollte 3 g/d nicht überschreiten, um keine Hyperkaliämie zu riskieren.Konkret werden!
Quelle: McParland V, Wilck N. Internist 2021; 62: 269-276; DOI: 10.1007/s00108-021-00988-0
Die wichtigen Vier der blutdrucksenkenden Ernährung
- Natriumzufuhr reduzieren auf < 2–2,3 g Na/d bzw. < 5–6 g NaCl/d
- Kaliumzufuhr ggf. optimieren auf 3,5–4 g/d
- Ballaststoffzufuhr erhöhen auf > 30 g/d
- gesundes Gewicht anstreben: Ziel-BMI 20–25 kg/m2