Gefäß-Peeling Mikroplastik schadet Herz und Kreislauf

Autor: Elke Engels

So sieht ein Tropfen Meerwasser unter dem Lichtmikroskop aus: Es wimmelt von Mikroplastik. So sieht ein Tropfen Meerwasser unter dem Lichtmikroskop aus: Es wimmelt von Mikroplastik. © Science Photo Library/Stammers, Sinclair

Winzige Kunststoffpartikel sind mittlerweile omnipräsent. Das belastet nicht nur die Umwelt, sondern auch unsere Organe.

Kunststoff begegnet uns entweder sichtbar als Verpackung, Stoff oder Löffel oder unsichtbar als Mikroplastik, also winzige, mit bloßem Auge nicht mehr erkennbare Teilchen. Ann-Kathrin Vlacil von der Uniklinik Marburg und Kollegen beschäftigten sich mit der Partikelgröße 1 μm. Unterteilt wird Mikroplastik in zwei Gruppen:

  • primär: verwendet in Kosmetik- oder Medizinprodukten
  • sekundär: Abbauprodukte, die sich bei der natürlichen Zersetzung der Polymere bilden

Polystyrolpartikel entstehen z.B. auch durch Reifenabrieb und sind in Feinstaub enthalten.

Allerdings atmen wir Mikroplastik nicht nur ein oder nehmen es über die Haut auf. Wir essen es – unfreiwillig – z.B. über Muscheln oder Fisch, wie Stuhlproben aus verschiedenen Regionen der Welt belegen. Selbst in der Plazenta und im Mekonium lässt sich bereits Mikroplastik finden. Die Frage, die das Forscherteam nun beantworten wollte, war: Welche Konsequenzen haben Stoffe wie Polystyrol für die Gesundheit?


Der aktuellen Studienlage zufolge reichert sich Mikroplastik in verschiedenen Organen an, darunter Leber und Herz. Demnach können die Partikel über den Darm in den Blutkreislauf gelangen. Und das kann auch für die Gefäße gefährlich werden, wie das Forscherteam am Mausmodell anhand von Carboxy­ethyl-Polystyrol-Partikeln beweist.

Entzündung und aktiviertes Endothel beobachtet

Das injizierte Mikroplastik verursachte eine verstärkte Freisetzung pro-inflammatorischer Zytokine wie IL1-β und TNF-α. Außerdem wurde die Expression spezifischer Adhäsionsmoleküle hochreguliert, was eine Endothelaktivierung (inkl. Monozytenadhäsion) zeige. Aufgrund der potenziell schädigenden Wirkung sollte man Mikroplastik zukünftig auch als exogenen Risikofaktor ansehen, der die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen begüns­tigen kann.

Quelle: Vlacil AK et al. PLOS ONE 2021; DOI: 10.1371/journal.pone.0260181