Luftverschmutzung erweitert die Ventrikel

Autor: Michael Brendler

Je näher die Probanden an verkehrsreichen Straßen lebten, desto eher waren bei ihnen beide Ventrikel vergrößert. Je näher die Probanden an verkehrsreichen Straßen lebten, desto eher waren bei ihnen beide Ventrikel vergrößert. © iStock.com/Canetti

Das Leben in der Nähe großer Straßen bleibt für das Herz nicht ohne Folgen: Je höher die Belastung mit Feinstaub und Stickoxiden, desto größer die Dilatation der Ventrikel.

Setzt man Mäuse über längere Zeit Feinstaub aus, macht sich das nicht nur im Volumen ihrer Herzkammern, sondern auch durch eine verringerte linksventrikuläre Verkürzungsfraktion bemerkbar. Ähnliches, glaubten Dr. Nay Aung vom William Harvey Research Institute der Queen Mary University in London und seine Kollegen, gilt womöglich auch für Menschen.

Pro µg Feinstaub wachsen die Kammern um 1 %

Die Forscher behalfen sich mit einem üppigen medizinischen Datenschatz: der UK Biobank, einer prospektiven Kohortenstudie, die von rund 500 000 Teilnehmern nicht nur Daten über Umweltbelastung, Wohnort und Gesundheitszustand liefert, sondern teilweise auch MRT-Aufnahmen des Herzens. Daten von 3920 dieser Patienten haben die Wissenschaftler analysiert.

Und tatsächlich konnten sie zeigen: Je stärker die herzgesunden Probanden Stickstoffdioxid und Feinstaub (PM 2,5) ausgesetzt waren und je näher sie an verkehrsreichen Straßen lebten, desto eher waren bei ihnen beide Ventrikel vergrößert. Im Durchschnitt vergrößerten sich die Kammern pro zusätzlichem µg Feinstaub und pro zehn µg NO2 um 1 %.

Ähnlich schädlich wie Bluthochdruck

Diese Effektstärken seien zwar klein, räumen die Autoren ein, aber durchaus vergleichbar mit den Auswirkungen anderer kardiovaskulärer Risikofaktoren wie zum Beispiel Hypertonie. Zudem handle es sich bei den Feinstaub- und Stickoxidwerten um Belastungen, die sich noch unterhalb der europäischen Grenzwerte bewegten, also offiziell nicht einmal als zu hoch gelten, heißt es in der begleitenden Pressemitteilung.

„Wenn es um die Herzgesundheit geht, sollten Ärzte und Patienten der Feinstaub- und Stickoxidexposition ähnlich viel Aufmerksamkeit schenken wie deren Körpergewicht, Blutdruck und Cholesterinwerten“, mahnen die Autoren. Letztlich sei es aber vor allem auch Aufgabe der Politik, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um den Grad der Luftverschmutzung zu verringern.

Quelle: Aung N et al. Circulation 2018; 138: 2175-2186