Erhöhte Sterblichkeit Schlechte Luft im Normbereich
In den letzten Jahrzehnten wurde viel dafür getan, die Luftqualität zu verbessern. Die Ergebnisse einer Studie belegen jedoch, dass Feinstaub und andere Emissionen auch unterhalb der festgelegten Grenzwerte noch ein erhebliches Gesundheitsrisiko darstellen. Für ihre Analyse zogen Dr. Maciej Strak, Institute for Risk Assessment Sciences, Utrecht University, und Kollegen acht Kohorten aus sechs europäischen Ländern heran.
Im Mittelpunkt stehen Feinstaub, Ruß und NO2
Die Wissenschaftler ermittelten die spezifischen Belastungen an Stickstoffdioxid (NO2), Ruß (Black Carbon), lungengängigem Feinstaub (PM2,5*) und Ozon, denen die über 325.000 Studienteilnehmer täglich ausgesetzt waren. In Verbindung gesetzt wurden sie danach zur allgemeinen und fallspezifischen Mortalitätsrate innerhalb einer mittleren Follow-up-Zeit von 19,5 Jahren.
Die Belastung mit PM2,5, NO2 und Ruß korrelierte signifikant mit einem Anstieg der Sterberate (natürlicher, kardiovaskulärer sowie respiratorisch bedingter Tod) – und das auf einem Level deutlich unterhalb aktueller EU-Grenzwerte oder WHO-Richtlinien, erklären die Autoren.
Zur Orientierung: Das einzuhaltende Jahresmittel für PM2,5 liegt in der EU bei 25 µg/m³, für Stickstoffdioxid bei 40 µg/m³. Wie die Forscher zeigen konnten, stiegen aber pro 5 µg/m³ höherer Grundbelastung mit lungengängigem Feinstaub die natürlichen Todesfälle im Mittel um 13 %. Eine um 10 µg/m³ stärkere NO2-Konzentration ließ die Mortalität um 8,6 % steigen. War der Basiswert der Luftverschmutzung sehr gering, zeigte eine Erhöhung den größten Effekt auf die Sterberate. In der Nähe der Grenzwerte flachte die Kurve ab.
* Feinstaubpartikel (particulate matter) mit einem Durchmesser < 2,5 µm
Quelle: Strak M et al. BMJ 2021; 374: n1904; DOI: 10.1136/bmj.n1904