Nierenspende: Um welchen Preis? Mit welchen Langzeitfolgen Donoren rechnen müssen

Autor: Dr. Susanne Meinrenken

Diese Daten stützen die Einschätzung der Lebendnierenspende als sicheren Eingriff. Das kann hilfreich sein, Betroffene entsprechend zu beraten. Diese Daten stützen die Einschätzung der Lebendnierenspende als sicheren Eingriff. Das kann hilfreich sein, Betroffene entsprechend zu beraten. © manassanant – stock.adobe.com

Die Transplantation einer Niere von einer lebenden Person gilt für viele Menschen, bei denen das Organ versagt, als die beste Option. Weltweit wird der Eingriff etwa 35.000 Mal pro Jahr durchgeführt. Wie hoch sind aber die Risiken für die Spenderinnen und Spender? 

Die Evidenz bisheriger Studien zu den Langzeitfolgen einer Nierenspende ist niedrig. Daher führten Prof. Dr. Amit Garg und sein Team vom Victoria Hospital, London, Ontario, eine prospektive Studie mit 924 Lebendnierenspenderinnen und -spendern durch. Die Organe waren zwischen 2004 und 2014 in einem von 17 Transplantationszentren in Kanada und Australien entnommen worden. 

17 % der Donoren entwickelten Hypertonie 

Die überwiegend weiblichen Teilnehmenden in einem Durchschnittsalter von 47 Jahren waren vor dem Eingriff normotensiv gewesen. Zu den regelmäßigen Nachuntersuchungen erschienen 928 Kontrollpersonen. Innerhalb von im Median 7,3 Jahren entwickelten jeweils 17 % der Spendenden und Vergleichspersonen eine Hypertonie; eine Albuminurie trat bei 15 % vs. 11 % (Kontrollgruppe) auf. Es bestand kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen.

Die Teilnehmenden wiesen vor dem Eingriff eine geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) von im Median 100 ml/min/1,73 m2 auf. Ein Jahr nach der Organentnahme lag sie bei 66 ml/min/1,73 m2. Ab diesem Zeitpunkt stieg die eGFR bei den Spenderinnen und Spendern leicht, während sie in der Kontrollgruppe kontinuierlich sank. Mit 47 % vs. 5 % lag die eGFR bei den Spendenden deutlich häufiger bei mindestens einer Kontrolluntersuchung zwischen 30 und 60 ml/min/1,73 m2. Zum Abschluss der Studie wurde in der Gruppe der Nierenspendenden eine eGFR von 67 ml/min/1,73 m2 gemessen, in der Kontrollgruppe lag der Wert bei 91 ml/min/1,73 m2.

In Bezug auf die selbst angegebene Bewertung der Lebensqualität zeigte sich zwischen den Gruppen kein Unterschied. Von einer postoperativ kurzfristig eingeschränkten körperlichen Leistungsfähigkeit erholten sich die Teilnehmenden rasch wieder.

Diese Daten stützen die Einschätzung der Lebendnierenspende als sicheren Eingriff. Das kann hilfreich sein, Betroffene entsprechend zu beraten. Mit 59 % vs. 29 % litten mehr Spenderinnen und Spender an mindestens einem der drei Risikofaktoren Bluthochdruck, Albuminurie oder eGFR von < 60 ml/min/1,73 m2. 3 % der Donoren wiesen alle drei Risikofaktoren auf.

Quelle: Garg AX et al. JAMA 2024; 332: 287-299 DOI: 10.1001/jama.2024.8523