Moderne Diabetestechnologien stellen ältere Patienten vor Herausforderungen
Pens, Pumpen und das Echtzeit-Glukosemonitoring können auch bei Älteren die Diabeteseinstellung und die Lebensqualität bessern sowie das Hypoglykämierisiko senken. Aber häufig begrenzen kognitive und physische Einschränkungen die Nutzungsmöglichkeiten.
Wenn der Diabetologe plant, solche Technologien einzusetzen, sollte er bedenken, dass die wenigsten Senioren „digitale“ Erfahrung haben. Es gilt, sich zunächst ein Bild vom kognitiven Zustand des Patienten zu machen. Für ein Screening bietet sich die Mini Mental State Examination an. Ist dieses Ergebnis noch unauffällig, sollte man den Uhrentest anschließen, der Veränderungen schon früher erkennbar macht.
Auch sensorische Defizite müssen beim Einsatz moderner Technologien beachtet werden, unterstrich Dr. Alexander Friedl, Geriatrisches Zentrum Stuttgart. Klar muss auch sein, was im Einzelfall erreicht werden soll. Brauchen wir mehr Genauigkeit oder geht es vor allem darum, Hypoglykämien zu vermeiden, soll die Lebensqualität verbessert oder die Betreuung vereinfacht werden?
Bei kognitiv eingeschränkten Patienten besteht die Gefahr, dass sie unfähig sind, bei Glukose-Überwachungssystemen Fehler zu beheben, dass sie überreagieren bei Alarmen oder der Sensoraustausch sie überfordert. Eventuell scheitern sie daran, Schlauch und Kanüle einer Insulinpumpe zu wechseln, sie applizieren vielleicht mehrfach einen Bolus, weil sie die erste Gabe vergessen.
Mangelnde Geschicklichkeit erschwert die Kalibrierung, das Einführen und Wechseln des Sensors und die Fixierung des Systems. Auch die Handhabung von Pumpenkatheter und die Bedienung der Pumpe erfordern gewisse manuelle Fähigkeiten.
Das Display muss gut leserlich sein, der Alarm laut genug
Sieht der Patient schlecht, kann er Messwerte oder Kalibrierungsaufforderungen nicht gut lesen. Eine Hörminderung kann dazu führen, dass Alarme überhört werden. Das Display muss deshalb ausreichend große Zahlen anzeigen und einen guten Kontrast aufweisen, akustische Signale müssen gut hörbar und zu orten sein. Bei Bedientasten ist es wichtig, dass sie groß genug sind, ausreichend weit voneinander entfernt und leicht auswählbar, damit die Patienten mit ihrer eingeschränkten Feinmotorik damit keine Schwierigkeiten haben.
Da sich Fähigkeiten auch verändern können, sollte der Arzt im Verlauf regelmäßig prüfen, was der Patient noch selbst kann und was Angehörige oder Pflegende übernehmen müssen – natürlich nach entsprechender Schulung.
Kongressbericht: 55. Kongress der DDG (Deutsche Diabetes Gesellschaft); Online-Veranstaltung