Nicht-rupturierte arteriovenöse Malformation besser konservativ behandeln

Autor: Maria Weiß

Besonders aufgrund der Nebenwirkungen ist eine Intervention keine gute Wahl. Besonders aufgrund der Nebenwirkungen ist eine Intervention keine gute Wahl. © wenht – stock.adobe.com

Ausräumen oder nur vorhandene Symptome behandeln? Bei einer intakten arteriovenösen Malformation ist es nicht immer klug, interventionell vorzugehen. Schon wegen der höheren Nebenwirkungen nicht.

Wird eine arteriovenöse Malformation im Gehirn entdeckt, bevor sie geblutet hat, steht man vor einer schwierigen Entscheidung: Soll die angeborene Fehlbildung gezielt ausgeschaltet werden oder soll man nur die evtl. vorhandenen Beschwerden behandeln?

Nach den jetzt veröffentlichten Ergebnissen der ARUBA-Studie scheint das konservative Vorgehen die bessere Wahl. Professor Dr. Jay­ P. Mohr­ vom Neurological Institute an der Columbia University in New York und Kollegen hatten 226 Patienten mit intakter Malformation in zwei Gruppen unterteilt: 110 Teilnehmer wurden unverblindet nach medizinischem Standard behandelt, d.h. sie bekamen beispielsweise Medikamente gegen neurologische Beschwerden.

Zwei von vier Todesfällen durch den Eingriff selbst

Bei 116 griffen die Ärzte zusätzlich auf eine interventionelle Methode zurück, u.a. Neurochirurgie, Embolisation, stereotaktische Bestrahlung oder eine Kombination der genannten Verfahren.

In der mittleren Nachbeobachtungszeit von 50,4 Monaten regis­trierten die Kollegen bei 15 der 110 konservativ Behandelten einen symptomatischen Schlaganfall oder ein tödliches Ereignis – deutlich seltener als bei den kombiniert Behandelten (41 von 116 Patienten). Daraus errechnete sich eine Risikoreduktion durch die konservative Vorgehensweise um fast 70 %.

Zwei der vier Todesfälle in der Interventionsgruppe gingen direkt auf das interventionelle Vorgehen zurück. Zudem kam es zu mehr unerwünschten Nebenwirkungen wie fokalen Defiziten oder Krampfanfällen (369 vs. 283 Ereignisse).

Selbst wenn nur 226 der ursprünglich mehr als 700 geeigneten Patienten in die Studie eingeschlossen werden konnten, erachten die Autoren ihre Ergebnisse als wichtigen Fingerzeig für die Therapieentscheidung bei nicht-rupturierten arteriovenösen Malformationen. Sie weisen in Richtung konservativen Vorgehens, um symptomatischen Schlaganfällen und Todesfällen vorzubeugen.

Quelle: Mohr JP et al. Lancet Neurol 2020; 19: 573-581; DOI: 10.1016/S1474-4422(20)30181-2