Dicke Luft am Arbeitsplatz Organische Stäube fördern eine ILD

Autor: Dr. Melanie Söchtig

Organische Stäube können die Entstehung einer ILD fördern. Organische Stäube können die Entstehung einer ILD fördern. © edojob – stock.adobe.com

Menschen, die in der Landwirtschaft, der Holz- oder der Textilverarbeitung arbeiten, sind häufig erhöhten Mengen an organischen Stäuben ausgesetzt. Diese bestehen aus Partikeln, die von Mikroben, Pflanzen und Tieren stammen, z. B. Schimmelpilzsporen sowie Endotoxine, die bekanntermaßen stark entzündlich wirken.

Einzelne Fallberichte und -serien deuten darauf hin, dass eine derartige Exposition mit dem Auftreten von interstitiellen Lungenerkrankungen (ILD) wie der Hypersensitivitätspneumonitis (HP) assoziiert sein könnte. Bislang gibt es jedoch kaum Informationen aus großen epidemiologischen Studien. Ein Forscherteam um Dr. Inge Brosbøl Iversen vom Aarhus University Hospital hat diese Lücke nun ein Stück weit geschlossen.

Für ihre Kohortenstudie berücksichtigten die Forscher alle Einwohner Dänemarks, die 1956 oder später geboren sind und seit 1976 mindestens ein Jahr erwerbstätig waren. In die Analyse flossen die Daten von 2.955.863 Arbeitnehmern ein. Anhand des dänischen nationalen Patientenregisters identifizierten sie 411 Personen mit HP und 6.724 mit anderen ILD, die zwischen 1994 und 2015 ihre Diagnose erhalten hatten.

Sowohl in Bezug auf organische Stäube als auch auf Endotoxine stieg das Erkrankungsrisiko mit der kumulativen Exposition. Die relativen Inzidenzraten für Hypersensitivitätspneumonie bzw. andere ILD als Folge des Umgangs mit organischen Stäuben betrugen 1,19 bzw. 1,04 pro zehn Staubjahre. Für Endotoxine ergaben sich Werte von 1,38 bzw. 1,09. Holzstaub hingegen erhöhte das Risiko für HP oder andere interstitielle Lungenerkrankungen nicht.

Präventionsmaßnahmen sind vonnöten 

Die Ergebnisse legen nahe, dass insbesondere organische Stäube als eine potenzielle Ursache von ILD angesehen werden müssen. An Arbeitsplätzen, die mit entsprechender Exposition einhergehen, sollten weitere Präventionsmaßnahmen getroffen werden, um die berufsbedingten Inzidenzen zu reduzieren, heißt es im Fazit der Studie.

Quelle: Brosbøl Iversen I et al. Thorax 2024; DOI: 10.1136/thorax-2023-221275