Was man Patientinnen mitgeben sollte Osteoporosetherapie erfordert mehr als das Verordnen von Bisphosphonaten

Autor: Maria Weiß

Bisphosphonate sollten 30 bis 60 Minuten vor einer Mahlzeit in aufrechter Haltung und lediglich mit Wasser eingenommen werden. Bisphosphonate sollten 30 bis 60 Minuten vor einer Mahlzeit in aufrechter Haltung und lediglich mit Wasser eingenommen werden. © Juliet - stock.adobe.com

Bei einer manifesten Osteoporose sind orale Bisphosphonate meist die erste Wahl. Damit sie ihre knochenschützende Wirkung entfalten können, muss bei der Verordnung einiges beachtet werden.

Orale Bisphosphonate kommen schon seit 1995 zum Einsatz, die erste Indikation war die postmenopausale Osteoporose. Nach Aufnahme werden die Wirkstoffe in die Mineralstruktur des Knochens eingebaut, insbesondere in Bereichen, in denen eine aktive Resorption stattfindet. Dort gelangen sie in die knochenabbauenden Osteoklasten und hemmen deren Aktivität. In der Folge wird der Knochenverlust reduziert und die Knochendichte erhalten, schreibt ein Team um Emma Billington von der Cumming School of Medicine an der University of Calgary in Kanada.

Das Frakturrisiko lässt sich lediglich reduzieren

Vor der Verordnung von Bisphosphonaten muss man die Patientin oder den Patienten darüber aufklären, was sich mit den Medikamenten überhaupt erreichen lässt. Denn auch mit einer Bisphosphonattherapie kann man Frakturen nicht vollständig verhindern, erinnert das Autorenteam. Der schützende Effekt setzt nach etwa einem Jahr der Anwendung ein. Das Risiko für nicht-vertebrale Frakturen wird um etwa 20 % reduziert, das für Wirbelfrakturen um 40 % und bei Hüftfrakturen sind es 30 %. Hilfreich für die Aufklärung ist eine visuelle Darstellung der Reduktion des Frakturrisikos.

Die häufigsten unerwünschten Wirkungen bei oraler Einnahme sind Übelkeit, Reflux und Ösophagitis – das Risiko für Ösophagusulzera oder -blutungen mit der Notwendigkeit einer stationären Aufnahme ist aber kaum erhöht. Bei Personen, die ohnehin schon Ösophaguserkrankungen aufweisen, sind orale Bisphosphonate deshalb zu vermeiden. Dies gilt auch, wenn eine aufrechte Haltung für 30–60 Minuten nach der Einnahme nicht möglich ist. Orale Bisphosphonate sollten nicht zusammen mit anderen Medikamenten, Vitamintabletten, Nahrung oder anderen Flüssigkeiten als Wasser eingenommen werden, da die Resorption dann nicht mehr gewährleistet ist. 

Auch über sehr seltene unerwünschte Wirkungen muss informiert werden. Dazu gehören beispielsweise Osteonekrosen im Bereich des Kieferknochens. Sie treten bei einer Osteoporosetherapie mit oralen Bisphosphonaten etwa 1- bis 6-mal in 10.000 Personenjahren auf. Kommt es dazu, muss die Therapie sofort abgebrochen werden. Risikofaktoren für eine Kiefernekrose sind:

  • Krebserkrankungen und ihre Therapie
  • hohe Dosierungen und lange Behandlungsdauer
  • größere zahnärztliche Eingriffe, Glukokortikoidtherapie
  • Rauchen
  • Diabetes
  • ein schlechter Zahnstatus

Eine weitere, noch seltenere Komplikation ist die atypische Schenkelhalsnekrose. Damit ist in 3–50 Fällen pro 100.000 Personenjahre zu rechnen – bei sehr langer Behandlungsdauer steigt das Risiko etwas an. Machen sich nach mindestens dreijähriger Therapie mit Bisphosphonaten dumpfe oder stechende Schmerzen in der Hüfte oder im Oberschenkel bemerkbar, sollte immer geröntgt werden, empfiehlt das Expertenteam. 

Um das Frakturrisiko tatsächlich zu reduzieren, müssen die Medikamente regelmäßig über mindestens ein Jahr eingenommen werden. Die Therapieadhärenz ist somit ein wichtiger Faktor. 

Regelmäßige Bestimmung der Knochendichte nicht sinnvoll

Viele Betroffene wünschen, dass die Knochendichte regelmäßig bestimmt wird, um einen Therapieeffekt zu beobachten. Es gibt aber nur wenig Evidenz für dieses Vorgehen, da die Werte nicht mit dem individuellen Frakturrisiko assoziiert sind. Nicht selten wird von der Therapie auch eine Schmerzreduktion erwartet. Dass das durch die Therapie eher nicht eintreten wird, muss den Betroffenen ebenso erklärt werden wie die Notwendigkeit, das gesamte Therapiekonzept einschließlich Ernährung und Physiotherapie zu befolgen.

Bisphosphonate werden i. d. R.nicht als Dauertherapie eingesetzt. Bei oralen Präparaten wird meist insgesamt fünf Jahre behandelt, bei intravenöser Gabe drei Jahre. Therapieunterbrechungen von ein bis fünf Jahren in Form von “drug holidays“ sind dabei möglich, auch wenn es wenig Evidenz über die optimale Länge der Pausen gibt.

Quelle: Billington E et al. BMJ 2024;386: e076898; DOI: BMJ 2024;386:e076898