Populäre Diäten und ihre Relevanz bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
Besondere Ernährungsformen spielen im gastroenterologischen Armamentarium eine eher untergeordnete Rolle, schreiben Dr. Samir Kakodkar, Northwestern University Feinberg School of Medicine, und Dr. Ece A. Mutlu, Rush University Medical Center, Chicago. Die Patienten hingegen sehen das ein wenig anders: In einer Befragung gaben 80 % der Crohn-Kranken an, dass sie Diäten für einen wichtigen Bestandteil der Therapie halten, 40 % glaubten, dass sie ihre Symptome so kontrollieren können.
Besonders verbreitet sind die spezifische Kohlenhydrat-Diät (Specific Carbohydrate Diet, SCD) und die Low-FODMAP*-Diät. Die Forschung dazu steckt zwar noch in den Kinderschuhen, räumen die Autoren ein. Es gibt aber durchaus Hinweise, dass eine Art antiinflammatorische Ernährung einen positiven Effekt auf den Krankheitsverlauf ausübt.
Gemäß der spezifischen Kohlenhydrat-Diät nehmen Kohlenhydrate den größten Einfluss auf das Wachstum und die Erhaltung der Mikrobiota. Bestimmte Saccharide werden ohne umfangreiche Verdauungsprozesse resorbiert, sodass für die Darmbakterien nichts übrig bleibt, so die Theorie. Konkret heißt das: Monosaccharide sind erlaubt, Disaccharide und die meisten Polysaccharide hingegen tabu.
Erhöhte Ballaststoffzufuhr kann zu Obstruktionen führen
Die Ernährungsform verbietet Getreide, Kartoffeln, Milch und Soja. Als „legale“ Lebensmittel gelten Gemüse, Früchte, Nüsse, laktosefreie Milchprodukte, Fleisch, Eier, Butter und Öl. Als Supplementierung kommen selbstgemachte laktosefreie Joghurts zum Einsatz. Mit „verboten“ und „erlaubt“ ist es bei der SCD aber noch nicht getan: Die Wahl der Nahrungsmittel sollte sich auch an der bestehenden Symptomatik orientieren (z.B. kein Salat bei Krämpfen und Diarrhoe).
Studien und Fallberichte, die mehrheitlich Crohn-Patienten umfassen, deuten darauf hin, dass diese Diät die Biodiversität des Mikrobioms steigert und einen positiven Effekt auf Symptome und Lebensqualität hat. Die US-Kollegen bezeichnen die SCD als sehr restriktiv und halten eine weniger strikte Variante für möglich und sinnvoll. Allgemein eignet sie sich nicht für jeden Patienten: Die erhöhte Ballaststoffzufuhr kann bei vorliegenden Dünndarm-Stenosen zur Obstruktion führen. Zudem besteht laut den Autoren die Gefahr, eine Orthorexia nervosa (krankhaftes Verlangen nach gesunder Ernährung) zu entwickeln.
Die Low-FODMAP-Diät verfolgt das Ziel, kurzkettige Kohlenhydrate zu vermeiden und erwies sich zunächst bei Patienten mit Reizdarmsyndrom als wirksam. Crohn-Kranke leiden teilweise unter ähnlichen funktionellen Symptomen. Laktose, Fruktane, Galaktane und Polyole sind bei der Diät vom Speiseplan zu streichen. Schließlich werden fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide und Polyole von Darmbakterien vergärt, was Blähungen, Völlegefühl, Bauchschmerzen und veränderte Stuhlgewohnheiten nach sich ziehen kann.
In der einen Diät limitiert, in der anderen erlaubt
Auch hier hält sich die Evidenz in Grenzen. In einer Studie mit insgesamt 72 Crohn- und Colitis-Fällen in Remission gingen Bauchschmerzen, Durchfall und Blähungen mittels Low-FODMAP bei der Hälfte der Betroffenen zurück. Ein interessanter Aspekt: Die Ernährungsform limitiert bestimmte Produkte wie Datteln, Wassermelonen, Zwiebeln, Bohnen oder Linsen, die bei der spezifischen Kohlenhydrat-Diät explizit erlaubt sind. Insgesamt handelt es sich um eine weniger strenge Variante, von der vorweigend CED-Patienten in Remission mit funktionellen Beschwerden profitieren könnten, so das Urteil der Autoren.
Flüssig in die Remission
Rohkost legt die Verdauungsenzyme lahm
Lebensmittel, die reich an Protease-Inhibitoren sind – wie z.B. Rohkost oder Nüsse – sollten stark reduziert, Gemüse gekocht oder gedünstet werden. Denn eine große Menge Enzym-Inhibitoren in der Nahrung neutralisiert die Verdauungsproteasen und macht so den Weg für bakterielle Toxine frei. In einer doppelblinden Pilotstudie erhielten 54 Probanden mit inaktivem Crohn entweder präbiotisch wirkende Fructooligosaccharide, Placebo oder die Anti-CED-Diät. In der Diät-Gruppe konnte im Vergleich zu den anderen Interventionen eine moderate Reduktion der akuten Schübe beobachtet werden.* fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide sowie Polyole
Quelle: Kakodkar S, Mutlu EA. Gastroenterol Clin N Am 2017; 46: 745-767