Prostatahyperplasie: Behandlungsalternativen zur transurethralen Resektion
Zu den etablierten Verfahren zur Behandlung der gutartig vergrößerten Prostata wie der transurethralen Prostataresektion (TURP), die als Goldstandard gilt, und der transurethralen Enukleation sind etliche neue, minimalinvasive Techniken hinzugekommen, berichtete Professor Dr. Christian Gratzke vom Universitätsklinikum Freiburg. Leitlinienempfehlungen helfen bei der Auswahl des Verfahrens wenig weiter, konstatierte der Urologe. Denn in den entsprechenden Studien erfolgt meist keine systematische Stratifizierung nach Prostatavolumen. Und Patienten unter Antikoagulation oder ältere Männer mit hoher Komorbidität wurden oft ausgeschlossen.
Wahl des Verfahrens bleibt Einzelfallentscheidung
Auch ist weitgehend ungeklärt, welche Effekte die einzelnen Verfahren auf die Sexualfunktion der Betroffenen haben, erläuterte der Referent. Somit müsse man mit jedem einzelnen Patienten individuell entscheiden – abhängig von der Größe der Prostata, dem zur Verfügung stehenden Instrumentarium, den eigenen Erfahrungen und dem Risikoprofil des Betroffenen.
Urolift: Unter urethrozystoskopischer Kontrolle wird ein nitinolbeschichtetes Implantat eingesetzt, das die Prostatalappen komprimiert. Dadurch wird der anteriore Kanal innerhalb der prostatischen Urethra erweitert. Wesentlicher Vorteil des Verfahrens ist der Erhalt der antegraden Ejakulation. Die Langzeitergebnisse hinsichtlich der Miktion beschrieb Prof. Gratzke als eher schlecht. Geeignet ist die Operationstechnik bei einer Prostata ohne Mittellappen mit weniger als 70 ml Volumen.
Aquablation: Bei dieser Methode wird unter sonographischer Kontrolle ein harter Wasserstrahl zur transurethralen Resektion des Prostatagewebes eingesetzt. Sie wird bei Prostatavolumina von 30–80 ml angewandt. Von Vorteil ist die kurze Dauer des Eingriffs (3–6 min). Die 24-Monats-Ergebnisse im Vergleich zur TURP sind nicht schlecht, so der Experte. Allerdings haben 20 % der Patienten innerhalb des ersten Monats Blutungen.
Rezum: Durch Wasserdampf werden gezielt Zellen zerstört, was die Prostata schrumpfen lässt. Wirklich überzeugende Daten gibt es aus Sicht von Prof. Gratzke dazu aber nicht. Ob sich die Methode durchzusetzen vermag, werde die Zeit zeigen. Prinzipiell sei auch der Einsatz im ambulanten Bereich denkbar.
iTIND (Temporary Implantable Nitinol Device): Für fünf bis sieben Tage wird ein Drahtkörbchen in die Harnröhre eingebracht. Drucknekrosen sollen zu einem Remodelling führen und das Prostatavolumen dauerhaft reduzieren. Einsetzen und Entfernen dauern nur wenige Minuten. Langzeitdaten stehen aus, die Verbesserung des maximalen Harnflusses entspricht in etwa der Wirkung von Tamsulosin, sagte der Experte. Manche Patienten erleben die Tage mit dem Nitinolimplantat als unangenehm bis unerträglich.
Embolisation: Die Arterien der Prostata werden mittels Mikrokatheter und unter Röntgenkontrolle sondiert, dann erfolgt die Embolisation durch endovaskuläre Okklusionsmittel. Das Verfahren ist bei Uterusmyomen schon länger im Einsatz, berichtete Prof. Gratzke. Die 24-Monats-Ergebnisse sind deutlich schlechter als nach TURP. In den europäischen Leitlinien heißt es lapidar, die Methode kann Männern angeboten werden, „die schlechtere Ergebnisse akzeptieren“, so der Urologe.
Wie geht man an der Uniklinik Freiburg praktisch vor? Bei einem Volumen des Organs bis 50 ml (etwa 20 % der Patienten) wird eine TURP durchgeführt, bei einer größeren Prostata eine Holmium-Laserenukleation (HoLEP; 75 % der Männer). Als Alternative bis etwa 100 ml wird die Aquablation angeboten, die iTIND kommt derzeit nur im Rahmen von Studien zum Einsatz.
Quelle: UroAktuell 2021 (Online-Veranstaltung)