Regelmäßige Mahlzeiten am Morgen helfen eher nicht beim Abnehmen
Verschiedene Fachgesellschaften für Ernährung empfehlen in ihren Leitlinien, grundsätzlich zu frühstücken; das gilt auch für Übergewichtige, die abnehmen wollen. Ansonsten würden die eingesparten Kalorien – und mehr – tagsüber gegessen. Das könnte aber ein weiteres Ernährungsmärchen sein, findet Professor Dr. Tim Spector von der Abteilung für Genetische Immunologie des King’s College in London. Und die Übersichtsarbeit, die das British Medical Journal im Januar veröffentlicht hat, scheint genau das anzudeuten.
Darin haben Dr. Katherine Sievert vom Department of Epidemiology and Preventive Medicine der Monash University in Melbourne und ihre Kollegen 13 klinische Studien ausgewertet. Die Arbeiten hatten bei Erwachsenen die Wirkung eines regelmäßigen Frühstücks im Vergleich zu keinem Frühstück auf das Körpergewicht und/oder die tägliche Energiezufuhr untersucht.
Beide Parameter sprachen eher für das Weglassen der Morgenmahlzeit: Im Durchschnitt wogen Probanden, die morgens nichts gegessen hatten, am Ende der Intervention knapp ein halbes Kilo weniger als die Kontroll-Teilnehmer. Ähnliches galt für die tägliche Kalorienzufuhr: Im Gegensatz zu der Annahme, dass der Verzicht aufs Frühstück kalorienmäßig im Lauf des Tages mehr als kompensiert wird, nahmen die Frühstücksverweigerer sogar etwas weniger Energie auf, wenn auch der Unterschied geringfügig war (260 kcal/Tag). Diese Effekte galten übrigens sowohl für Über- als auch für Normalgewichtige.
Man solle die Ergebnisse aber nicht überinterpretieren, warnen die Wissenschaftler: Die Studiengruppen wichen teilweise erheblich voneinander ab, und das Risiko möglicher Verzerrungen scheine hoch. Außerdem fehlen Langzeiteffekte – die Nachbeobachtungszeit betrug teilweise nur wenige Wochen. Für Abnehmwillige scheint dennoch der Rat, auch regelmäßig am Morgen etwas zu essen, derzeit nicht sinnvoll. Es gibt, folgert Prof. Spector, wohl nicht die eine richtige Ernährungsform für alle. Nichts spreche dagegen, für sich selbst verschiedene Essenspläne auszuprobieren – mit oder ohne Frühstück.
1. Spector T. BMJ Opinion 2019; blogs.bmj.com/bmj
2. Sievert K et al. BMJ 2019; 364: l142