Down-Syndrom Schlafapnoe lässt sich am Nerv packen
Etwa 80 % der Kinder mit Trisomie 21 leiden unter einer obstruktiven Schlafapnoe (OSA). Die Adenotonsillektomie, die bei der pädiatrischen OSA ansonsten als Therapie der ersten Wahl eingesetzt wird, hilft jedoch nur maximal einem Drittel der Down-Syndrom-Kinder. Als Alternative gilt die CPAP-Therapie, diese wird jedoch von den kleinen Patienten oft besonders schlecht toleriert.
Bei Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer OSA, die eine CPAP-Therapie nicht vertragen, hat man mithilfe der Hypoglossus-Stimulation der oberen Atemwege über ein Implantat gute Erfahrungen gemacht. Geeignet erscheint diese Methode auch für Kinder mit Down-Syndrom, da sie den neuromuskulären Tonus in den Luftwegen erhöht und die bei der Trisomie 21 häufig vorliegende anatomische Obstruktion an der Zungenbasis reduziert.
Phoebe K. Yu und Mitarbeiter von der Harvard University Boston haben die Sicherheit und Wirksamkeit der Hypoglossus-Stimulation deshalb in einer prospektiven multizentrischen Phase-1-Studie an 42 Heranwachsenden mit Down- Syndrom geprüft. Diese waren zwischen 10 und 22 Jahre alt und litten trotz Adenotonsillektomie an einer persistierenden schweren OSA.
Tatsächlich erwies sich die Methode als gut wirksam. Der Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) nahm im Mittel um 12,9 Ereignisse/Stunde ab. Definiert man eine 50%ige Abnahme des AHI als Response, lag die Responserate über zwölf Monate bei 65,9 %. Einen AHI < 10 Ereignisse/Stunde über zwölf Monate erreichten 73,2 % der Patienten. Die hohen Responseraten gingen einher mit einer Verbesserung der Lebensqualität. Der OSA-18-Gesamt-Score verbesserte sich um 34,8 Punkte.
Abgesehen von vorübergehenden lokalen Missempfindungen gab es kaum Nebeneffekte. Die Adhärenz der Patienten mit der Therapie war sehr hoch. Den Autoren zufolge hat sich die Hypoglossus-Stimulation in dieser Studie als sichere und wirksame Methode zur Therapie der schweren OSA bei Kindern mit Down-Syndrom erwiesen.
Langzeitdaten stehen noch aus
Dies würdigen auch die HNO-Spezialisten Norman Friedmann und Katherine Green, Aurora, in ihrem Kommentar. Sie weisen allerdings darauf hin, dass es für die neue Methode bisher keine längerfristigen Outcome-Daten gibt, die Lebenserwartung der behandelten Kinder aber deutlich länger ist als die der meist älteren Erwachsenen mit OSA. Offen sei auch die Frage, warum 25 % der Studienpatienten auch nach dem Eingriff noch unter einer schweren OSA litten.
Quellen:
1. Yu PK et al. JAMA Otolaryngol Head Neck Surg 2022; DOI: 10.1001/jamaoto.2022.0455
2. Friedman NR, Green KK. JAMA Otolaryngol Head Neck Surg 2022; DOI: 10.1001/jamaoto.2022.0548