Betablocker nach Herzinfarkt Schlussstrich nach einem Jahr
Betablocker sind ein wichtiger Bestandteil der medikamentösen Therapie nach einem Herzinfarkt. Sie verbessern die Prognose nicht nur bei Herzinsuffizienz, sondern für alle Patienten in der unmittelbaren Postinfarktphase. Eine schwedische Registerarbeit liefert Erkenntnisse zum langfristigen Einsatz nach Myokardinfarkt.
Dr. Divan Ishak von der Universität Uppsala und Kollegen verfolgten in einer nationalen Kohortenstudie zwischen 2005 und 2016 insgesamt 43.618 Patienten nach. Die Daten entnahmen sie SWEDEHEART, dem nationalen schwedischen KHK-Register. Der Untersuchungszeitraum begann ein Jahr nach stattgehabtem Myokardinfarkt, ausgeschlossen waren Patienten mit Herzinsuffizienz oder eingeschränkter linksventrikulärer Funktion. 78,5 % der Patienten erhielten zu Beginn des Beobachtungszeitraums Betablocker als Dauertherapie, die übrigen nahmen diese nicht (mehr) ein.
Der primäre Endpunkt setzte sich aus Tod jeglicher Ursache, Myokardinfarkt, ungeplanter Koronarrevaskularisation und herzinsuffizienzbedingter Hospitalisierung zusammen. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 4,5 Jahre. Heraus kam, dass die Einnahme von Betablockern länger als ein Jahr nach Myokardinfarkt keine Vorteile in Bezug auf die untersuchten kardiovaskulären Endpunkte bringt.
Die Autoren sind der Meinung, dass dieses Resultat zu einer Neubewertung der Indikation von Betablockern führen sollte. Die noch gängige Empfehlung, sie langfristig auch Patienten ohne Herzinsuffizienz oder linksventrikuläre Dysfunktion zu verordnen, beruht auf historischen Daten aus der Zeit vor Revaskularisation oder Plättchenhemmung. Außerdem haben Betablocker eine Reihe von Nebenwirkungen, die die Lebensqualität beeinträchtigen können. Dies solle ebenfalls berücksichtigt werden. Allerdings handelt es sich um eine Beobachtungsstudie, die letztlich nur Korrelationen und keine Kausalitäten untersucht, räumen die Autoren ein. Laufende randomisierte kontrollierte Studien werden mehr Evidenz zu dem Thema liefern.
Quelle: Ishak D et al. Heart 2023; 109: 1159-1165; DOI: 10.1136/heartjnl-2022-322115