Telemedizinisches Expertenkonsil „PädExpert“ für den 1A-Award nominiert
Ein Besuch beim spezialisierten Kinder- und Jugendarzt stellt Patienten bzw. ihre Eltern häufig vor eine Herausforderung. Oft wären die Strapazen gar nicht notwendig – eine virtuelle Konsultation zwischen dem betreuenden Kinder- und Jugendarzt vor Ort und dem Experten kann in vielen Fällen ausreichen. Möglich wäre das über das telemedizinische Expertenkonsil „PädExpert“, das für den diesjährigen 1A-Award nominiert ist.
Das Problem: Viele pädiatrische Fachärzte mit bestimmter Schwerpunktausrichtung (z.B. Kinderkardiologie, Kinderpneumologie oder Kinderrheumatologie) sind vor allem in Ballungsräumen zu finden. Sie digital mit anderen Ärzten zu verknüpfen, war die Idee des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ), der allgemeinpädiatrisch tätige Kinder- und Jugendärzte sowie spezialisierte Fachärzte für Kinder- und Jugendmedizin unter einem Dach vereint.
Um den Zugang zum Telekonsil für die Ärzte möglichst niedrigschwellig zu halten (ein Internetanschluss in der Praxis reicht aus), wurde eine spezielle Datenschutzarchitektur entwickelt, bei der die personenbezogenen Daten des Patienten von den medizinischen Daten getrennt werden. Dieses Verfahren („Data-Split“) wurde sowohl vom Landesamt für Datenschutz in Bayern als auch bei den Krankenkassen als sehr sicher bewertet und war die technische Basis für die bundesweite Einführung von „PädExpert“ vor fast zehn Jahren.
Mithilfe von Anfragealgorithmen, die für jede Indikation nach den jeweils gültigen medizinischen Leitlinien entwickelt wurden, kann der anfragende Arzt sehr schnell eine Fragestellung zu einem unklaren Befund oder einer neu auftretenden Symptomatik bei seinem Patienten an den ausgewählten Experten schicken. Da das System asynchron angelegt ist, kann jeder Arzt gemäß seines eigenen Zeitmanagements Fragen stellen bzw. beantworten.
Dies ist ein entscheidender Vorteil gegenüber dem bisherigen Vorgehen, diese Fälle telefonisch abzuklären – denn dafür müssen beide Teilnehmer gleichzeitig verfügbar sein. Der Erfolg des Systems stellte sich so sehr schnell ein, denn vielen Patienten wurde der mühsame Weg zum Spezialisten erspart. Mehr als 80 % der „PädExpert-Fälle“ konnten bisher online gelöst werden, ohne dass eine weitere Vorstellung beim Experten notwendig war.
„Ein weiterer Vorteil für die Patienten ist es, dass sie weiterhin in der vertrauten Umgebung ihres langjährigen Kinder- und Jugendarztes betreut werden“, erklärt Dr. Thomas Fischbach, Präsident des BVKJ, „außerdem liegen konkrete Diagnosen deutlich schneller vor. Früher brauchte es im Schnitt 25 Tage, heute sind es gerade mal noch acht Tage.“