Tumorpatienten sind anfälliger für weitere Erkrankungen
Angesichts der steigenden Zahl erfolgreich behandelter Tumorpatienten stellt sich die Frage, mit welchen langfristigen Gesundheitsrisiken diese Personen rechnen müssen. Hierbei sind die Folgen der Krebserkrankung bzw. der onkologischen Therapie von altersbedingten Risiken und Begleiterkrankungen abzugrenzen, schreibt Dr. Trille K. Kjaer vom Danish Cancer Society Research Center in Kopenhagen.
Zusammen mit weiteren Forscherkollegen hat sie anhand des dänischen Bevölkerungsregisters untersucht, wie häufig Krebsüberlebende stationär behandlungsbedürftige somatische Erkrankungen entwickeln – von Infektionen über respiratorische und kardiovaskuläre bis zu gastrointestinalen Störungen. Hierzu werteten sie die Daten von rund 458 000 Patienten aus (Durchschnittsalter 69 Jahre). Die zwölf häufigsten Tumorarten, unter anderem Brust-, Lungen-, Darm-, Prostatakarzinome sowie ZNS-, hämatologische und Hautneoplasien, gingen in die Analyse ein. Das Vergleichskollektiv bildeten mehr als 2,1 Millionen Dänen ohne Tumoranamnese.
Die Krebspatienten wiesen zum Zeitpunkt der Erkrankung häufiger Komorbiditäten auf als die Kontrollpersonen. Außerdem erkrankten sie im Verlauf signifikant häufiger an Störungen nahezu aller Organsysteme: Beispielsweise stieg nach einem Mammakarzinom das Risiko für neurologische Erkrankungen um 20 %. Nach einem Prostatakarzinom erhöhte sich das Risiko für hämatologische Störungen um den Faktor 2,6. Bei Patienten mit Lungenkarzinom versechsfachte sich das Risiko für weitere Atemwegsleiden.
Krebspatienten weisen – außer der onkologischen Problematik – vielfältige Gesundheitsrisiken auf, schlussfolgern die Wissenschaftler. Sie empfehlen ein engmaschiges und gezieltes Monitoring auf somatische Erkrankungen im Rahmen der Tumornachsorge. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass Malignomüberlebende ein erhöhtes Risiko für weitere Primärtumoren haben.
Quelle: Kjaer TK et al. JAMA Oncol 2019; online first