Typ-2-Diabetes und Gewichtsverlust – Risiko für Pankreaskrebs deutlich erhöht
Angesichts der Seltenheit des Pankreaskarzinoms kommt ein bevölkerungsweites Screening nicht infrage. Eine vermutlich aussichtsreichere Strategie, um die Früherkennung dieses sehr bösartigen Tumors und damit seine Behandlungschancen zu verbessern, scheint vielmehr die Identifizierung laborchemischer und/oder klinischer Risikomarker. Der Verdacht, dass ein Typ-2-Diabetes ein gewisses Pankreaskrebsrisiko birgt, besteht schon länger, schreiben die Autoren um Chen Yuan, Dana-Farber Cancer Institute and Harvard Medical School, Boston. In ihrer Studie bestätigen sie nun die Vermutung.
Dafür werteten sie die Daten von 112 818 Frauen und 46 207 Männern mit 4,5 Millionen Patientenjahren aus der Nurses Health Study bzw. der Health Professionals Follow-Up Study aus. Insgesamt traten 1116 Fälle von Pankreaskrebs auf. Im Vergleich zu Menschen ohne Diabetes hatten Personen mit einem vor Kurzem diagnostizierten Typ-2-Diabetes ein rund dreifach erhöhtes Risiko, im weiteren Verlauf ihres Lebens ein Pankreaskarzinom zu entwickeln. Die altersadjustierte Hazard Ratio (HR) betrug 2,97. Bei bereits länger bestehendem Typ-2-Diabetes sank die HR auf 2,16.
Normalgewicht und hohes Alter als Faktoren
Weiterhin verifizierten die Forscher einen Zusammenhang zwischen Gewichtsverlust und Pankreaskrebsrisiko. Je mehr Pfunde purzelten, desto höher fiel die Wahrscheinlichkeit für das Karzinom aus. Ein Gewichtsverlust zwischen 2,3 kg bis 3,6 kg ging mit einer HR von 1,33 einher. Nahmen Patienten noch mehr ab, kletterte die HR auf 1,92. Betrachteten die Wissenschaftler die Faktoren kürzlich diagnostizierter Typ-2-Diabetes und Gewichtsverlust kombiniert, ergab sich folgendes Bild: Ging die Diagnose mit einer Gewichtsreduktion von mehr als 3,6 kg einher, erreichte die HR 6,75. In dieser Subpopulation traten 164 Fälle von Pankreaskrebs in 100 000 Personenjahren auf. Eine geringere Gewichtsreduktion ging mit einer niedrigeren HR von 3,61 einher.
Bei der weiteren Analyse identifizierten die Autoren höheres Alter, ein Ausgangsgewicht im Normbereich sowie eine nicht beabsichtigte Gewichtsabnahme als zusätzliche Risikofaktoren. Die höhste Wahrscheinlichkeit für ein Pankreaskarzinom wurde bei ursprünglich normalgewichtigen Patienten mit einem BMI unter 25 kg/m2 gefunden (400 Fälle/100 000 Personenjahre).
Die Daten sprechen dafür, dass frühe malige Veränderungen der Bauchspeicheldrüse bei manchen Menschen mit einer frühen (prä-)diabetischen Stoffwechselstörung assoziiert sind. Inwieweit ein Kausalzusammenhang besteht, bleibt spekulativ. Wie die Autoren schreiben, bewegten sich die beobachteten Risikoanstiege in einer Größenordnung, wie sie auch bei genetisch bedingtem Pankreaskrebs bestehen. Im Falle einer positiven Familienanamnese bzw. eines Nachweises prädisponierender Mutationen führt ein gezieltes Screening nachweislich zu einer besseren Krebsfrüherkennung. Ob das auch für die jetzt identifizierte Hochrisikogruppe – Menschen über 50 Jahre mit einem vor Kurzem diagnostizierten Diabetes und starken Gewichtsverlusten – von Nutzen wäre, müssen prospektive Studien zeigen. Aber schon jetzt empfehlen die Forscher, bei Betroffenen ein möglicherweise erhöhtes Risiko für Pankreaskrebs auf dem Schirm zu haben.
Quelle: Yuan C et al. JAMA Oncol 2020; DOI: 10.1001/jamaoncol.2020.2948