Vitamin-D schützt die Atemwege nur geringfügig
Vor dem Hintergrund der Pandemie stellt sich immer wieder die Frage, ob sich das Risiko für akute Atemwegserkrankungen durch Supplementierung mit Vitamin D senken lässt. Eine aktuelle Metaanalyse konnte nun tatsächlich einen solchen Effekt nachweisen – allerdings war er nur gering und die Relevanz mit Blick auf COVID-19 bleibt unklar.
Das Interesse an Vitamin D in Zusammenhang mit Atemwegserkrankungen beruht auf zwei Beobachtungen. So haben Laboruntersuchungen gezeigt, dass Vitamin-D-Metabolite die Antwort des angeborenen Immunsystems auf respiratorische Viren unterstützen. Außerdem gingen niedrige 25-OH-Vitamin-D-Spiegel in Beobachtungsstudien mit einer vermehrten Anfälligkeit gegenüber Atemwegserkrankungen einher.
Randomisierte Studien zur Supplementierung mit Vitamin D brachten bisher jedoch gemischte Ergebnisse. Eine Metaanalyse auf der Basis von Daten von knapp 11 000 individuellen Patienten aus 25 randomisierten Studien kam 2017 zu dem Ergebnis, dass sich insgesamt ein protektiver Effekt zeigte. Dieser fiel umso größer aus, je geringer der Ausgangswert an 25-OH-Vitamin-D gewesen war.
Nun hat dieselbe internationale Arbeitsgruppe ein Update ihrer Metaanalyse veröffentlicht. Von einem großen Teil der in der Zwischenzeit publizierten Studien konnten die Forscher die Rohdaten integrieren. Insgesamt umfasst die Analyse nun fast 49 500 Teilnehmer aus 43 Studien.
Täglich bis zu 1000 IE Vitamin D einnehmen
Die Ergebnisse fallen jedoch weniger eindeutig aus als beim ersten Mal: Insgesamt traten bei 61,3 % der Teilnehmer, die Vitamin D einnahmen, ein oder mehrere akute Atemwegsinfekte auf; in der Placebogruppe lag die Rate bei 62,3 %. Daraus errechnet sich eine Odds Ratio von 0,92. Der Unterschied ist statistisch signifikant.
Ein besonders guter Effekt bei besonders niedrigen 25-OH- Vitamin-D-Spiegeln ließ sich in der aktuellen Analyse nicht nachweisen. Vielmehr war der Schutz vor akuten Atemwegsinfekten mit der täglichen Einnahme von 400 bis 1000 IU über bis zu einem Jahr assoziiert, berichten die Studienautoren. Wie sie betonen, ist nicht bekannt, was diese Ergebnisse mit Blick auf COVID-19 bedeuten.
Quelle: Jolliffe DA et al. Lancet Diabetes Endocrinol 2021; DOI: 10.1016/S2213-8587(21)00051-6