Vitamin-D-Pillen schützen den Bewegungsapparat offenbar nicht
In der Diskussion um Sinn oder Unsinn von Vitamin-D als Nahrungsergänzungsmittel ist der Mangel an Daten sicherlich nicht das Problem. Schon als Dr. Mark J. Bolland von der Universität Auckland und Kollegen vor vier Jahren mit einer Übersichtsarbeit den Schutzeffekt einer Vitamin-D-Supplementierung bei muskuloskelettalen Krankheiten anzweifelten, konnten die Wissenschaftler auf eine Vielzahl hochwertiger Studien zurückgreifen.
Infrage gestellt wurden ihre Ergebnisse damals trotzdem. Dass das Hormon in ihren Berechnungen so schlecht abschneide, sei womöglich eine Folge zu niedriger Dosen oder eines anderweitig schlechten Studiendesigns, lautete die Kritik. Inzwischen sind etliche weitere Arbeiten hinzugekommen. Viele davon liefern nun auch Daten zur hohen Dosierung des Vitamins. 81 gut gemachte Untersuchungen mit über 53 000 Personen sollten doch reichen, um die letzten verbliebenen Unsicherheiten aufzuklären und die Zweifler zu überzeugen, dachte sich Dr. Bolland.
Tatsächlich fällt das Ergebnis der Metaanalyse, die er mit zwei weiteren Autoren vorgelegt hat, eindeutig aus: Die Gabe von Vitamin D reduziert weder das Risiko von Stürzen und Knochenbrüchen noch hat sie einen klinisch relevanten Effekt auf die Knochendichte. Die Wissenschaftler sind nicht einmal auf einen belastbaren Beleg für solche Effekte in einzelnen Subgruppen gestoßen.
So machte es zum Beispiel keinen Unterschied, ob man den Patienten Vitamin D in höheren oder niedrigeren Dosen verabreichte oder wie hoch die 25-Hydroxy-Vitamin-D-Spiegel waren. Womit die früheren Kritiker widerlegt wären, denn auch an der Qualität der neueren Studien gab es für das Forscherteam wenig auszusetzen. „Es ist sehr unwahrscheinlich, dass ähnliche Studien in Zukunft an dieser Schlussfolgerung etwas ändern werden“, schreiben die Autoren. „Der Einsatz von Vitamin D zur Verbesserung der muskuloskelettalen Gesundheit ist damit kaum mehr zu rechtfertigen.“
Bei Spiegeln unter 25 nmol/l doch sinnvoll?
In einem Kommentar weist J. Chris Gallagher vom Creighton University Medical Center in Omaha darauf hin, dass sich bei Patienten mit einer Vitamin-D-Konzentration unterhalb 25 nmol/l eine Zunahme der Knochendichte durch die Supplementierung gezeigt hätte. Unbestritten sinnvoll sei sie auch bei Osteomalazie- und Rachitis-Patienten.
1. Bolland MJ et al. Lancet Diabetes Endocrinol 2018; 6: 847-858
2. Gallagher JC. A.a.O.: 834-835