Vitamin D: Schwache Evidenz für alleinige Gabe bei brüchigen Knochen
Auf den ersten Blick scheint es einleuchtend, dass die kombinierte Gabe von Vitamin D und Kalzium vor osteoporotischen Frakturen schützen kann. Schließlich sorgen die D-Vitamine für die Resorption des Kalziums und das wiederum ist für die Festigkeit des Knochens und die Muskelfunktion verantwortlich. Zudem, so geht es aus Beobachtungsstudien hervor, ist ein niedriger Vitamin-D-Spiegel mit vermehrten Stürzen und erhöhtem Frakturrisiko assoziiert. Welchen Vorteil bringt die Vitamin-D-Supplementierung also? Und sollte sie durch eine Kalziumgabe ergänzt werden?
Mehr Vitamin D im Blut verringert Frakturrisiko
Dr. Pang Yao von der Universität Oxford und seine Kollegen haben einmal mehr die Literatur zum Thema ausgewertet, um Nutzen und Notwendigkeit der ergänzenden Versorgung mit diesen Nährstoffen zu ermitteln. In ihre Auswertung gingen elf Beobachtungsstudien mit mehr als 39 000 Teilnehmern ein. Die Analyse brachte zutage, dass ein Anstieg der 25-Hydroxy-Vitamin-D-Blutspiegel um 10 ng/ml mit einem reduzierten Gesamtrisiko für Frakturen und einem geringeren Risiko für Hüftfrakturen einhergeht (Rate Ratio, RR 0,93 bzw. 0,80). Allerdings zeigte die Analyse von elf randomisierten kontrollierten Studien (RCT) mit mehr als 34 000 Patienten, die ausschließlich Vitamin D supplementierten (täglich oder unregelmäßig 400–30 000 IU), weder die Reduktion des Gesamtfrakturrisikos noch des Risikos für Hüftfrakturen (RR 1,06 bzw. 1,14).
Studien hatten methodische Mängel
Erfolg versprechender scheint die ergänzende Gabe von Kalzium (400–800 IU bzw. 1000–1200 mg täglich). Hierzu werteten die Autoren sechs RCT mit mehr als 49 000 Patienten aus. Die Kombination brachte sowohl das Gesamtfrakturrisiko als auch das Risiko für Hüftfrakturen runter (RR 0,94 bzw. 0,84).
Vitamin D alleine scheint also nicht auszureichen und allenfalls zusammen mit Kalzium vor Frakturen zu schützen, schreiben die Autoren. Viele der Studien hätten jedoch methodische Mängel gezeigt, geben sie zu bedenken. Derzeit laufen RCT mit höheren Vitamin-D-Dosen, deren Resultate man nun abwarten müsse.
Quelle: Yao P et al. JAMA Network Open 2019; 2: e1917789; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2019.17789