Neudefinition der NAFLD Vorteile für Patienten und Behandelnde
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Eine Fettlebererkrankung tritt häufig zusammen mit weiteren metabolischen Störungen auf, wobei die Pathogenese sehr heterogen ist. Im Verlauf kommt es dann oftmals zu Komplikationen wie Leberzirrhose, Leberversagen, hepatozellulären Karzinomen und Herz-Kreislauf-Problemen. In Studien stoßen Forschende bei Patienten mit diagnostizierter nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung (NAFLD) immer wieder auf signifikante Variationen bzgl. der verwendeten Diagnosekriterien.
Screening ist wichtig
Weil Menschen mit Stoffwechselstörungen wie Typ-2-Diabetes einem erhöhten Risiko für die Entwicklung z.B. einer Leberzirrhose liegen, sollten sie entsprechend darauf gescreent werden. Wichtig aus Sicht des Referenten sei ein multidisziplinärer Ansatz, bei dem man die Leberschädigung zusammen mit extrahepatischen Faktoren misst. Er schlug dafür ein stufenweises Vorgehen vor: zunächst mit einfachen, nicht-invasiven Scores, gefolgt von Biomarkern und falls nötig Bildgebung plus Biopsie.
Wie angemessen ist die Bezeichnung NAFLD noch?
Angesichts dessen fragt sich Professor Dr. Luca Valenti, University of Milan, wie angemessen die Bezeichnung NAFLD noch ist, um den aktuellen Stand der Wissenschaft abzubilden. Der Alkoholkonsum allein biete keinen zuverlässigen Anhaltspunkt, um die Erkrankung von einer alkoholischen Fettleber abzugrenzen. Zumal willkürliche Grenzwerte gelten. Durch eine Neudefinition in metabolische Dysfunktions-assoziierte Fettlebererkrankung, MAFLD, würde seiner Ansicht nach mehr berücksichtigt, dass es mehrere, sich überschneidende Ursachen und treibende Faktoren der Krankheit gibt.Stigmatisierungen lassen sich so besser vermeiden
Damit lassen sich Patienten zielgenauer identifizieren, die ein erhöhtes Risiko für eine fortschreitende Lebererkrankung aufweisen. Als Beispiel führte er die Rotterdam-Studie an, in der es dank der neu angelegten Kriterien besser gelang, die Höhe der Lebersteifigkeit zu bestimmen. Der Name MAFLD biete außerdem „eine positivere Definition, vermeidet die oftmals subtil im Raum stehende Stigmatisierung und verbessert das Verständnis des medizinischen Personals sowie der Patienten“, führte Prof. Valenti aus. So könnte man die Motivation und die Adhärenz zu therapeutischen Strategien stärken. Um den Begriff MAFLD zu implementieren, brauche es allerdings einen breiten Konsens aller Beteiligter. Ein großes, internationales Expertenpanel hat dazu bereits ein Statement veröffentlicht.1 „Der erste Schritt ist gemacht“, freute sich der Referent.1. Eslam M et al. J Hepatol 2020; 73: 202-209; DOI: 10.1016/j.jhep.2020.03.039
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