Was kranken Aortenklappen helfen könnte – und was nicht
Aortenklappenstenosen entstehen meist durch Verkalkung der Klappen. Die Mechanismen der Entstehung dürften denen der Atherosklerose ähneln. Auf betroffene Blutgefäße wirken Statine positiv, eine Klappenstenose halten sie aber offenbar nicht auf, fasst Dr. Francesco Perone vom Instituto Neurologico Mediterraneo im italienischen Pozzilli den aktuellen Wissensstand zusammen. Ob sich ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptorblocker eignen, müsste in prospektiven Studien erst noch untersucht werden.
Da also keine direkte medikamentöse Prophylaxe existiert, lassen sich Klappenerkrankungen derzeit, wenn überhaupt, nur indirekt vermeiden – indem man Risikofaktoren angeht. So zeigen manche, aber längst nicht alle, Studien, dass ein Diabetes mellitus und das metabolische Syndrom mit einem höheren Risiko für Kalzifikationen an der Aortenklappe einhergehen. Außerdem scheint es einen Zusammenhang zwischen LDL-Cholesterin und Aortenstenosen zu geben, wobei die Absenkung eben nicht weiterhilft.
Mit dem Blutdruck steigt die Gefahr für die Klappe
Widersprüchliche Aussagen könnten, so die Einschätzung von Dr. Perone, an unterschiedlichen Studiendesigns liegen und daran, dass es kaum große Untersuchungen gibt. Eine dieser wenigen Arbeiten deute darauf hin, dass die Zusammenhänge nur bei Patienten bestehen, die schon unter einer koronaren Herzerkrankung leiden.
Zudem scheinen Aortenstenosen umso häufiger, je stärker Bluthochdruck, Diabetes oder Dyslipidämie ausgeprägt sind. Kommt es zu einer schweren Stenose, hat in einem Drittel der Fälle mindestens eine dieser drei Erkrankungen Anteil daran. Bezogen auf eine Aortenklappeninsuffizienz scheint ebenfalls Bluthochdruck ein treibender Faktor zu sein. Laut einer Studie mit über fünf Millionen Personen nimmt das Risiko für eine Stenose oder Insuffizienz um 40 % je Anstieg um 20 mmHg systolisch zu – vor allem bei jüngeren Menschen.
Ein anderer Ansatzpunkt wäre die Prophylaxe schwerer Herzentzündungen, wie des rheumatischen Fiebers und infektiöser Endokarditiden. Sie verursachen eher Insuffizienzen als Stenosen. Beim rheumatischen Fieber lassen sich bereits in der Akutphase Insuffizienzen der Mitral- und auch Aortenklappe beobachten, die bei der Hälfte der Patienten zu einer chronisch rheumatischen Herzerkrankung fortschreiten können. Beta-hämolysierende Streptokokken sollte man daher rechtzeitig mit Penicillin oder gegebenenfalls einem anderen geeigneten Antibiotikum bekämpfen.
Etwa ein Zehntel der Aorteninsuffizienzen beruhen auf infektiösen Endokarditiden. Eine wesentliche Prävention ist gute Zahnhygiene, um Zahnfleischentzündungen und Parodontitis zu vermeiden. Bei Hochrisikokandidaten sollte man zudem vor zahnärztlichen Eingriffen antimikrobiell vorbeugen. Dazu zählen Patienten mit künstlichen Herzklappen, Personen, die schon einmal eine Endokarditis hatten und Menschen mit angeborenem Herzfehler. Andere Formen von Vitien, z.B. eine bikuspide Aortenklappe, eine kalzifizierende Aortenstenose oder ein Mitralklappenprolaps fallen in die Kategorie Intermediärrisiko. Betroffene brauchen beim Dentisten keine spezielle Prophylaxe, sollten aber mindestens einmal jährlich zu ihm zur Kontrolle gehen. Personen mit hohem Risiko legt Dr. Perone den halbjährlichen Kontrolltermin im wahrsten Sinne des Wortes ans Herz.
Quelle: Perone F. e-Journal of Cardiology Practice 2020; 18: 23