Sessel und Sofa bevorzugt Welche Umstände bei COPD-Patienten zur sedentären Lebensweise führen

Autor: Maria Weiß

Die Studie zeigt, dass ein sitzender Lebensstil die Krankheitsschwere von COPD-Patienten begünstigt.



Die Studie zeigt, dass ein sitzender Lebensstil die Krankheitsschwere von COPD-Patienten begünstigt. © stokkete – stock.adobe.com

Patientinnen und Patienten mit COPD verbringen deutlich mehr Zeit sitzend als ihre Altersgenossen ohne die Lungenerkrankung. Stefanie Harding von der Universität Brighton und ihr Team wollten wissen, welche Faktoren in diesem Kollektiv zu einem überwiegend sitzenden Lebensstil beitragen.

Dazu werteten sie 29 Studien aus den Jahren 2008 bis 2022 aus, die überwiegend in Ländern mit hohem Einkommen durchgeführt worden waren. Bei 23 Arbeiten wurde ein Accelerometer zur quantitativen Erfassung des Bewegungsprofils eingesetzt. Bei den übrigen sechs erfolgte die Auswertung qualitativ.

In den meisten Studien waren Krankheitsschwere und Komorbiditäten mit einer überwiegend sitzenden Lebensweise assoziiert. Auch für Dyspnoe, Belastungskapazität, Gebrauch von Sauerstoff und Verwendung von Gehhilfen, höheren BMI sowie Taillenumfang ergab sich ein Zusammenhang. Ob das eine das andere bedingt oder umgekehrt, ließ sich nicht klären.

Lebensbedingungen und Umweltfaktoren spielten ebenfalls eine Rolle. So verbrachten an COPD Erkrankte in einem Teil der Studien deutlich mehr Zeit im Sitzen, wenn sie bereits verrentet waren. In einigen Ländern war es offensichtlich auch schlechtes Wetter, das Sessel und Sofa so attraktiv machte – während des Sommers stieg dort das Aktivitätslevel.

Drei der qualitativen Studien belegen, dass auch individuelle psychologische Faktoren einen Einfluss haben. So waren Wissenslücken über die Notwendigkeit von Bewegung sowie mangelnde Selbstwahrnehmung und Motivation ebenfalls mit einem überwiegend sedentären Lebensstil assoziiert. Dieser sollte aber nicht gänzlich verteufelt werden, meint das Autorenteam. In einigen Fällen ermögliche er, trotz der Erkrankung noch Freude am Leben oder an Hobbys zu haben.

Die Studie macht deutlich, dass ganz unterschiedliche Dinge bei Menschen mit COPD dazu führen, dass sie viel sitzen und sich wenig bewegen. Um die Betreffenden aus dem Sessel und vom Sofa zu holen, muss man die individuellen Einflussfaktoren eruieren. Dann können gezielte Interventionen ansetzen.

Quelle: Harding S et al. BMJ Open Respir Res 2024; 11: e002261; doi: 10.1136/bmjresp-2023-002261