Vor allem ICS werden häufig überdosiert COPD-Therapie oft nicht leitliniengerecht

Autor: Dr. Franziska Hainer

Oft wich die tatsächliche Medikamenteneinnahme allerdings auch von den Empfehlungen der behandelnden Ärztinnen und Ärzte ab. Oft wich die tatsächliche Medikamenteneinnahme allerdings auch von den Empfehlungen der behandelnden Ärztinnen und Ärzte ab. © mast3r – stock.adobe.com

Inhalative Glukokortikoide (ICS) werden bei COPD zu häufig und oft nicht leitliniengerecht eingesetzt

Ob ärztlich verordnet oder in Eigenregie abgeändert: Fast die Hälfte der Medikationspläne weicht von den aktuellen Empfehlungen der Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD) ab. Zu diesem Ergebnis kommt ein Autorenteam um ­Meredith ­Case von der Johns Hopkins University School of Medicine und Kollegen in ihrer Kohortenstudie.

In einer Sekundäranalyse der MARC-Studie untersuchten die Forschenden bei 191 Patientinnen und Patienten mit COPD sowohl die verordnete als auch die tatsächlich angewendete Medikation und verglichen sie mit der GOLD-Leitlinie (Stand 2017). Die Teilnehmenden waren im Schnitt 68,4 Jahre alt und litten an einer COPD in Stadium B (58,6 %), Stadium C (2,1 %) oder Stadium D (39,3 %).

Knapp die Hälfte von ihnen (44 %) erhielt eine Dreifachkombination aus ICS/LABA/LAMA. Die Medikation, die verordnet wurde, entsprach zu 51,3 % den Empfehlungen in GOLD 2017. Die häufigste Abweichung von der Leitlinie bestand in der Gabe eines zusätzlichen ICS, also einer Übertherapie mit großem Nebenwirkungspotenzial, insbesondere in den Stadien B und C. Untertherapiert wurde hingegen nur selten.

Oft wich die tatsächliche Medikamenteneinnahme allerdings auch von den Empfehlungen der behandelnden Ärztinnen und Ärzte ab. Bei 38 % der Studienteilnehmenden fanden die Forschenden eine solche Diskrepanz. In vier von fünf Fällen enthielt der Medikationsplan mehr Präparate, als die Patientinnen und Patienten tatsächlich nutzten. Je höher der Leidensdruck gemäß CAT-Score, desto wahrscheinlicher kam es zu Verordnungen, die von der Leitlinie abwichen. Unstimmigkeiten gab es v. a. bei Patientinnen und Patienten mit kognitiven Einschränkungen.

Aus Sicht des Autorenteams sprechen die Ergebnisse der Studie dafür, das dass Management der medikamentösen COPD-Therapie verbessert werden sollte. Sie empfehlen, vor einer Therapieeskalation zunächst das Verständnis und die Adhärenz der Erkrankten zu eruieren. Denn es bestünde die Gefahr, dass Patientinnen und Patienten ein LAMA oder LABA weglassen und stattdessen mehr ICS anwenden. Das gelte es zu verhindern.

Quelle: Case MA et al. Chest Pulmonary 2024; 2: 100017; doi: 10.1016/j.chpulm.2023.100017