Funktionelle Magen-Darm-Erkrankungen Wenn Erreger die Darm-Hirn-Achse aus dem Gleichgewicht bringen

Autor: Dr. Melanie Söchtig

Die Metaanalyse ergab eine Gesamtprävalenz von nahezu 15 % für das postinfektiöse Reizdarmsyndrom und von 13 % für die postinfektiöse funktionelle Dyspepsie. (Agenturfoto) Die Metaanalyse ergab eine Gesamtprävalenz von nahezu 15 % für das postinfektiöse Reizdarmsyndrom und von 13 % für die postinfektiöse funktionelle Dyspepsie. (Agenturfoto) © siro46 – stock.adobe.com

Eine akute infektiöse Gastroenteritis zählt zu den Risikofaktoren für die Entwicklung von funktionellen Magen-Darm-Erkrankungen. Forschende aus Italien und England ermittelten genauere Zahlen zur Prävalenz eines Reizdarmsyndroms (RDS) und einer funktionellen Dyspepsie nach akutem Magen-Darm-Infekt.

Für die Auswertung analysierte das Wissenschaftlerteam Daten aus 47 Beobachtungsstudien mit insgesamt 28.170 Personen ab einem Alter von 15 Jahren. In allen Arbeiten waren die Teilnehmenden über mindestens drei Monate hinweg nachbeobachtet worden.

Prävalenz des postinfektiösen Reizdarms liegt bei fast 15 %

Die Metaanalyse ergab eine Gesamtprävalenz von nahezu 15 % für das postinfektiöse Reizdarmsyndrom und von 13 % für die postinfektiöse funktionelle Dyspepsie. Bei vier von zehn Betroffenen bestand das Reizdarmsyndrom über mehr als fünf Jahre fort. Menschen mit akuter Gastroenteritis hatten im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen ein deutlich höheres Risiko, am Reizdarmsyndrom oder einer Dyspepsie zu erkranken. So war bei ihnen die Wahrscheinlichkeit für das RDS um mehr als das Vierfache (Odds Ratio, OR 4,3) erhöht, für die funktionelle Dyspepsie war das Risiko verdreifacht (OR 3,0).

Mit einer Prävalenz von 30 % ging das postinfektiöses Reizdarmsyndrom in den meisten Fällen mit parasitären Infektionen einher, gefolgt von bakteriellen (18 %) und viralen (11 %) Infekten. Die höchste Prävalenz für das Reizdarmsyndrom konnte nach einer Infektion mit Campylobacter nachgewiesen werden (21 %).

Die Wahrscheinlichkeit für das Reizdarmsyndrom war dagegen nach einer Proteobakterien- und nach SARS-CoV-2-Infektionen am deutlichsten erhöht (beide OR 5,4). Die Prävalenz für eine funktionelle Dyspepsie betrug 10 % nach einer Infektion mit SARS-CoV-2, nach bakteriellen Infekten lag sie bei nahezu 14 %. Enterobakterien machten dabei einen Anteil von mehr als 19 % aus.

Quelle: Porcari S et al. Gut 2024; DOI: 10.1136/gutjnl-2023-331835