Wie sich eine beeinträchtigte Nachtruhe auf die Diabeteseinstellung auswirkt
Schlafforscher empfehlen für Schulkinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren neun bis zwölf Stunden Schlaf, für Teenager acht bis zehn Stunden pro Nacht. Aber speziell Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes kommen an dieses Schlafpensum sehr häufig nicht annähernd heran, bemängelte Dr. Susana R. Patton, Nemours Children’s Health System, Jacksonville. Außerdem leiden sie unabhängig vom BMI überzufällig häufig an schlafbezogenen Atmungsstörungen.
Um Schlaf objektiv zu messen, gibt es verschiedene Optionen, erklärte die Expertin. Polysomnographien können schwierig sein, weil Kinder die Messgeräte schlecht tolerieren. Dr. Patton empfahl, es mit Aktigraphen zu probieren, wie sie auch in Fitnesstrackern installiert sind. Es gibt heute sehr ausgeklügelte Geräte, die mit vielfältigen Sensoren Informationen über Schlafzeiten, Aktivität im Schlaf und sogar Schlafstadien liefern.
Mehr Blutzuckerschwankungen nach schlechter Nacht
Anhand von Studien wird deutlich, dass nach einer schlechten Nacht die Stoffwechselsituation am Folgetag schlechter ausfällt – Jugendliche vernachlässigen vermehrt Blutzuckermessungen und Insulintherapie. Und schon bei kleinen Kindern sind stärkere Schwankungen des Blutzuckers zu beobachten, so die Referentin.
Bei chronischen Schlafstörungen kommt es vermehrt zu Hypo- und Hyperglykämien, Hyperinsulinämie sowie schnellen Veränderungen des Glukosespiegels, die zu Stressreaktionen des Sympathikus und der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren(HHN)-Achse führen. Diese unterminieren die Schlafqualität, fördern Insulinresistenz und erschweren die Stoffwechselkontrolle.
24-Stunden-Modell mit Interventionen tags und nachts
Auf der anderen Seite sind die Kinder wegen des schlechten Schlafes tagsüber müde, werden inaktiver, was ebenfalls die Insulinsensitivität verschlechtert. Studien zufolge korrelieren Exekutivfunktionen, Adhärenz und HbA1c-Einstellung bei Kindern mit Typ-1-Diabetes linear mit der Schlafqualität. „Das ist ein attraktives Modell, weil es hoffen lässt, dass sich diese Prozesse umkehren lassen, wenn es gelingt, das Schlafverhalten zu verbessern“, so Dr. Patton.
Dabei sollte nach ihrer Ansicht das Augenmerk nicht nur dem gelten, was sich in der Nacht abspielt, sondern die ganze 24-Stundenspanne sollte in den Blick genommen werden – Interventionen dürften nicht nur nachts, sondern auch tagsüber notwendig sein, um Schlaf und Diabeteskontrolle zu verbessern. Diese hängen laut Expertin demnach eng zusammen.
Wie sich die wechselseitige Abhängigkeit nutzen lässt, um Therapieergebnisse zu verbessern, ist derzeit Gegenstand intensiver Forschung.
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