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Bewegung gegen den Stillstand im Kopf Wie Sport Demenz und Co. vorbeugen kann
![Bewegung gegen den Stillstand im Kopf: Wie Sport Demenz und Co. vorbeugen kann Sport stärkt nicht nur Muskeln, sondern hält auch das Gehirn fit.](/fileadmin/Bilder/Artikelbilder/2025/01_Januar_2025/20250130_Sport_JackF_909375846_960.png)
Sport stärkt nicht nur die Muskeln, er hält auch das Gehirn fit. Mit gezieltem Training kann man sogar neurodegenerativen Erkrankungen wie Demenz oder Parkinson vorbeugen.
In 40 % der Fälle liegen einer Demenz beeinflussbare Faktoren zugrunde. Das lässt erahnen, was man hinsichtlich des Kognitionsverlusts mittels Prävention erreichen kann, schreibt eine Autorengruppe um Dr. Patrick Müller von der Universitätsklinik Magdeburg. Einer Computersimulation zufolge ließe sich die weltweite Prävalenz von Demenzerkrankungen bis zum Jahr 2050 um gut 8 % senken, wenn es gelänge, den Einfluss modifizierbarer Risikofaktoren pro Dekade um 10 % zu verringern.
Neben Hypertonie und Übergewicht erhöht körperliche Inaktivität das Risiko für Demenz und andere neurodegnerative Erkrankungen. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass sich mit einem strukturierten Sportprogramm und Bewegung viel für die Hirngesundheit älterer Menschen erreichen lässt, führen Dr. Müller et al. aus. Einer beispielhaften Studie zufolge ist regelmäßiger Sport mit einem um 45 % verringerten Risiko für eine Demenz assoziiert, für die Parkinsonkrankheit sind einer Metaanalyse zufolge bis zu 43 % möglich. Aktive Menschen mit Multipler Sklerose haben laut einer Metaanalyse im Vergleich zu inaktiven Personen 27 % seltener einen Krankheitsschub.
Wer regelmäßig trainiert, reduziert die Wahrscheinlichkeit für einen Schlaganfall um 25–30 %. Die Übungen verbessern zudem die Bewegungsfähigkeit nach einem solchen Ereignis. Auch bei der amyotrophen Lateralsklerose scheint Sport die Symptome zu lindern, was allerdings bisher nur in kleineren Studien gezeigt worden ist.
Auch wenn die zugrunde liegenden neurobiologischen Mechanismen nicht geklärt sind, führt Sport offenbar u. a. zur Freisetzung von neurotrophen Wachstumsfaktoren und Myokinen. Er verbessert die Funktion der Mitochondrien, erhöht die Insulinsensitivität, bremst Atherosklerose und vermindert entzündliche Prozesse. In der Folge verbessert sich u. a. die Hirndurchblutung, Zahl und Ausmaß pathologischer Gefäßveränderungen gehen zurück, es lagert sich weniger Beta-Amyloid im Gehirn ab.
Klinisch zeigt sich eine bessere Hirnleistung, das Sturzrisiko sinkt, neurodegnerative Erkrankungen werden seltener. Weil neben der neuro- auch die kardiovaskuläre Fitness steigt, lässt sich das Training mit der Zeit steigern. Ziel sollen laut WHO mindestens 150 Minuten moderates oder 75 Minuten intensives Training pro Woche sein.
Grundsätzlich scheinen sich Sport und Bewegung positiv auf die Neuroplastizität auszuwirken. Zu klären ist aber, welche Art von Training den größtmöglichen Vorteil bringt, schreibt das Autorenteam. Ergebnisse aus Tierversuchen lassen vermuten, dass sich in Bezug auf die Neuroplastizität v. a. eine Kombination von Ausdauersport und kognitiven Herausforderungen auszahlt. Das eintönige Training auf dem Laufband sollte also eher durch komplexe Schritte auf dem Tanzparkett oder eine immer wieder neue Abfolge unterschiedlicher Übungen ersetzt werden. Auch emotionale und soziale Faktoren dürften von Bedeutung sein.
Vor dem Start ins Training ist insbesondere für Risikopersonen ein medizinischer Check-up wichtig. Dabei sollte ein individuelles Sportprogramm besprochen werden, das Risikofaktoren, Komorbiditäten und die speziellen Bedürfnisse der Patientin oder des Patienten berücksichtigt.
Quelle: Müller P et al. Dtsch Z Sportmed 2024; 75: 257-260; doi: 10.5960/dzsm.2024.615