Gicht Zipperlein schlägt auf die Pumpe

Autor: Dr. Franziska Hainer

Rechts im Bild: Gichttophus am Zah einer 84-Jährigen. Frauen mit Gicht haben im Vergleich zu Männern ein höheres kardiovaskuläres Risiko. Rechts im Bild: Gichttophus am Zah einer 84-Jährigen. Frauen mit Gicht haben im Vergleich zu Männern ein höheres kardiovaskuläres Risiko. © Chinnapong – stock.adobe.com; Science Photo Library / Marazzi, Dr. P.

Laut einer britischen Studie haben Gichtpatienten ein hohes Risiko für viele kardiovaskuläre Krankheiten. Neben Atherosklerose kommt es auch häufiger zu Herzinsuffizienz, Arrhythmien, Herzklappenfehlern, thromboembolisch bedingten Erkrankungen, Myokarditis, Perikarditis und infektiöser Endokarditis als bei Menschen ohne Gicht.

Im Rahmen ihrer Fall-Kontroll-Studie analysierten Lyn Ferguson von der Universität Glasgow und Kollegen das Risiko in Bezug auf zwölf verschiedene kardiovaskuläre Erkrankungen. Die Daten stammten aus dem „UK Clinical Practice Research Datalink“. Die Studienkohorte bestand aus 152.663 Patienten ohne kardiovaskuläre Vorerkrankungen mit einer Erstdiagnose Arthritis urica und 709.981 Kontrollen. Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer lag bei etwa 56 Jahren, 78,8 % von ihnen waren Männer.

Junges Alter bei Diagnose erhöht die Herzgefahr

In den folgenden median 6,5 Jahren entwickelten 20,6 % der Gichtpatienten eine kardiovaskuläre Erkrankung. In der Kontrollgruppe war dies nur bei 15,0 % der Fall (Hazard Ratio, HR, 1,58). Weibliches gegenüber männlichem Geschlecht und ein Alter unter 45 Jahren waren offenbar zusätzliche Risikofaktoren (HR 1,88 vs. 1,49 und HR 2,22).

Leichter Bias durch vorhandene Risikofaktoren

Patienten mit Gicht hatten generell einen höheren BMI und eine höhere Prävalenz für chronische Nierenerkrankung, Dyslipoproteinämie, Bluthochdruck in der Vorgeschichte, außerdem litten sie häufiger unter Übergewicht und einem Typ-2-Diabetes. Wurden bei der Analyse diese kardiovaskulären Risikofaktoren berücksichtigt, blieb das Risiko für Gichtpatienten im Vergleich zur Kontrollgruppe trotzdem erhöht (aHR 1,31). 

Präventionsstrategien, die speziell auf Patienten mit Gicht zugeschnitten sind, könnten das Risiko reduzieren, schreiben die Studienautoren. Aus ihrer Sicht sollte die Kristallarthropathie als kardiovaskulärer Risikofaktor anerkannt und in der Folge auch für Leitlinien und Scores berücksichtigt werden.

Quelle: Ferguson LD et al. Lancet Rheumatol 2024; 6: e156-e167; DOI: 10.1016/S2665-9913(23)00338-7