Zöliakie durch Enteroviren?
Bei der Entstehung einer Zöliakie scheinen Viren eine wichtige Rolle zu spielen. In einer internationalen Studie wurde die Bedeutung von Darminfektionen nun genauer untersucht. Basis der Analyse waren 83 Fallkontroll-Paare im Kleinkindalter mit erhöhtem genetischem Risiko für die Entwicklung einer Zöliakie (Träger der Gene HLA DQ2 und DQ8).
Zu Beginn der Studie war jeweils eines der Kinder positiv für eine zöliakiebedingte Autoimmunreaktion (Fall), das andere negativ (Kontrolle). Bis zum zweiten Lebensjahr wurden von den Studienteilnehmern monatlich Stuhlproben genommen. Anhand des darin vorhandenen viralen Erbmaterials ließen sich durchgemachte Darminfektionen erkennen, schreiben Dr. Katri Lindfors von der Universität Tampere in Finnland und ihre Kollegen.
Die Analyse der im Stuhl enthaltenen Viren bestätigte den Verdacht auf einen infektiösen Zusammenhang: Vermehrte Kontakte mit Enteroviren im Alter zwischen ein und zwei Jahren (nach Abstillen und Einführen von Gluten) erhöhten das Risiko für eine zöliakiebedingte Autoimmunreaktion. Für andere Viren ließ sich eine solche Assoziation nicht zeigen.
Außerdem ermittelten die Studienautoren eine Wechselwirkung zwischen der Zahl der enteroviralen Infektionen (ein bis zwei Jahre), der kumulativen Glutenaufnahme (bis zwei Jahre) und dem Risiko für die autoimmune Dünndarmerkrankung. Demnach ist der Einfluss der Enteroviren auf die Entwicklung einer Zöliakie umso größer, je mehr Gluten ein Kind verzehrt.
Glutenreiche Kost plus Erreger gefährdet erblich Vorbelastete
Diese Ergebnisse sprechen dafür, dass die ungünstige Wirkung enteroviraler Erkrankungen im frühen Lebensalter durch eine glutenreiche Kost verstärkt wird. Dadurch kann bei erblich vorbelasteten Kindern die Entwicklung einer Zöliakie gefördert werden. Die Autoren wünschen sich weitere Studien, um den pathogenetischen Zusammenhang zwischen Virusinfektion und Autoimmunerkrankung zu klären.
Quelle: Lindfors K et al. Gut 2019; DOI: 10.1136/gutjnl-2019-319809