Schwangerschaftsdiabetes Zucker stabilisiert sich nicht direkt nach der Geburt
Frauen, die einen Schwangerschaftsdiabetes entwickeln, haben im Vergleich zu normoglykämischen Schwangeren ein erhöhtes Risiko, später einen manifesten Typ-2-Diabetes zu bekommen. Allerdings brachten Studien zu diesem Thema aufgrund von hoher Heterogenität bislang sehr variable Ergebnisse. Dies gilt v.a. für Publikationen aus Deutschland. Zu bedenken ist dabei, dass die Arbeiten aus einer Zeit stammen, in der es nur für Schwangere mit Risikofaktoren oder klinischen Verdachtsmomenten ein Diabetesscreening gab.
Seit 2011 wird die Vorsorgeuntersuchung allen Schwangeren zuteil. Das Screening umfasst zwei Glukosebelastungstests – zunächst mit 50 g, dann mit 75 g Glukose.
Follow-up offenbarte Neigung zu Prädiabetes
Diesen Umstand nutzen Wissenschaftler für einen prospektiven Ansatz im Rahmen der PPSDiab-Studie*. In der aktuellen Auswertung betrachteten sie die über Jahre gesammelten Follow-up-Daten von 202 Frauen nach stattgehabtem Schwangerschaftsdiabetes. Im Fokus standen die Inzidenz von Prädiabetes und Diabetes sowie Schwankungen der Glukosetoleranz.
Über einen Zeitraum von fünf Jahren entwickelten 55 % der Frauen einen Prädiabetes, 6 % auch einen Typ-2-Diabetes und 1 % einen Typ-1-Diabetes. Diese Werte fielen im Vergleich zu früheren Studien aus der Zeit des risikobasierten Screenings niedriger aus.
Am häufigsten zeigte sich als erste Manifestation eine gestörte Nüchternglukose (IFG), am zweithäufigsten eine gestörte Glukosetoleranz (IGT), gefolgt von IFG plus IGT und Diabetes. Bei den meisten Frauen verschlechterte sich die Glukosetoleranz nicht stetig, sondern fluktuierte von Jahr zu Jahr.
Vor allem die hohe Inzidenz des Prädiabetes unterstreicht die Relevanz eines postpartalen Screenings. Üblich ist derzeit nur ein einziger Glukosebelastungstest. Angesichts der beobachteten Fluktuation könnte dies zu wenig sein für eine verlässliche Risikostratifizierung, so die Autoren.
* Prediction, Prevention and Subclassification of Type 2 Diabetes
Quelle: Haschka SJ et al. BMJ Open Diab Res Care 2022; 10: e002621; DOI: 10.1136/bmjdrc-2021-002621