Diabetes Herbsttagung 2022 Zwei Beine, zwei Gesellschaften – und ein entscheidender Schritt
Das Video, das während der Tagung vom 25. bis 26. November 2022 entstanden ist, vermittelt die ganz besondere Atmosphäre des Kongresses – das Gewusel in den lichten Gängen des RheinMain CongressCenters, die gut besuchten Veranstaltungen, die angeregten Unterhaltungen unter den Teilnehmenden. Und natürlich kommen vor der Kamera Menschen zu Wort, die den Kongress geprägt haben.
Viele Begegnungen gab es auf der Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und der Deutschen Gesellschaft für Angiologie (DGA) Ende November in Wiesbaden. So trafen wir uns mit Engagierten der „Diabetes Allianz Rheinland-Pfalz“ (#DIARLP): Prof. Anca Zimmermann (Worms, Vorsitzende AG Diabetologie & Endokrinologie Rh.-Pf.), Dr. Astrid Schmidt-Reinwald (Trier, Diabetologin und Hausärztin) und Birgit Härtle (Mainz, Vorstandsvorsitzende InnoNet HealthEconomy). Woran krankt die Diabetologie? Und welche Chancen bietet die Vernetzung aller Beteiligten in einer Region, einem Bundesland – inklusive der Politik, der Kostenträger, der Gesundheitswirtschaft?
In der Diabetologie fehlt der ärztliche Nachwuchs, in den Kliniken fehlt das Personal und der Diabetes mellitus ist vielerorts in den Krankenhausplänen verschwunden: Wie drastisch ist die Situation in Rheinland-Pfalz? Darüber sprechen die drei Diabetes-Expertinnen der „Diabetes Allianz Rheinland-Pfalz“ (DIARLP) im Video mit Günter Nuber, Redaktionsleiter der Medical Tribune und diabetes zeitung.
Viel zu wenig Diabetes im Studium: Nachwuchs und Betten fehlen
Insuffiziente Zahl an Studenten
In der Diabetologie fehlt bundesweit der ärztliche Nachwuchs, in den Kliniken fehlt das Personal, und der Diabetes mellitus ist vielerorts in den Krankenhausplänen verschwunden: „Es ist tatsächlich in Rheinland-Pfalz nicht anders“, sagt Prof. Anca Zimmermann, die 1. Vorsitzende der AG Diabetologie und Endokrinologie Rheinland-Pfalz. Der steigenden Zahl an Patienten stehen gegenüber „niedrige insuffiziente Zahlen an Medizinstudenten.“ Die Diabetologie sei viel zu wenig verankert im Studium, sagt sie in der Diskussion.
Menschen mit schweren Wunden – ohne Infrastruktur
Für Dr. Schmidt-Reinwald sind Netzwerke in der Diabetologie sehr wichtig – Beispiel diabetisches Fußsyndroms: „Wichtig ist, dass wir uns mit Strukturen vernetzen, die jetzt nicht in strukturstarken Gebieten sind: Trier grenzt im Norden an die Eifel und ist nicht ganz weit weg vom Saarland. Das ist eine sehr ländliche Struktur.“ In solchen ländlichen Gebieten gibt es Menschen mit Diabetes und schweren Wunden an den Füßen – jedoch kaum entsprechende Einrichtungen der Versorgung. „Da ist es unheimlich wichtig, Wundnetze zu gründen“. Nur eines der Beispiele, so die Expertin.
Birgit Härtle und ihre Mitstreiter zielen mit der 2022 gegründeten „Diabetes Allianz Rheinland-Pfalz“ auf ein Netzwerk der Gesundheitswirtschaft, wollen Transparenz schaffen, Vernetzung fördern und Sichtbarkeit stärken, sagt sie in der Diskussion. Vor allem möchte man in der Diabetologie die Anbieter hochwertiger Leistungen und Produkte zusammenbringen sowie Patientenorganisationen, Anbieter medizinischer und pflegerischer Versorgung etc. Gesamtprojektleitung hat die Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen, ein Kooperationspartner ist InnoNet HealthEconomy e.V.
Der Schwerpunkt des Kongresses war die Verzahnung der „zweieiigen Zwillinge Diabetologie und Angiologie“, sagt PD Dr. Kilian Rittig, Kongresspräsident der DDG für die Diabetes Herbsttagung. Zusammen mit Dr. Berthold Amann, Kongresspräsident für die DGA, hat er das Tagungsprogramm zusammengestellt. Beide haben die Doppelausbildung als Diabetologe und Angiologe.
Ist es gelungen, mit diesem Kongress den Schulterschluss noch enger zu machen, die Zusammenarbeit noch zu intensivieren? Ja, sagt Rittig, wir haben „einen entscheidenden Schritt“ gemacht.
Amputation – nein danke!
Während der Diabetes Herbsttagung stellte die Arbeitsgemeinschaft Diabetischer Fuß der DDG die Kampagne „Amputation – nein danke!“ vor, samt zugehörigem Informationsportal. Unter amputation-nein-danke.de können sich Menschen, die von einer Amputation bedroht, und ihr familiäres Umfeld über Alternativen informieren. Im Mittelpunkt steht der Rechtsanspruch auf eine unabhängige ärztliche Zweitmeinung.
Dies gelang z.B. durch die Themen der Symposien, viele davon gemeinsam von DDG und DGA ausgerichtet. Insgesamt konnten die Teilnehmenden über 70 Veranstaltungen besuchen – darunter auch viele praxisnahe Workshops. Nach Angaben der DDG nahmen mehr als 4.700 Forschende, Behandelnde und Angehörige beratender Gesundheitsberufe – ein Rekord für eine Diabetes Herbsttagung.