Weiterbildung AG Junge DGIM fordert, Qualität der Lehre an Krankenhäusern transparent zu machen
Allein durch seine Tätigkeit in der Klinik kommt Dr. Dr. Moritz Hundertmark in manchen Wochen auf 60 Arbeitsstunden. Eine hohe Belastung für den Arzt in Weiterbildung – insbesondere wenn man bedenkt, dass er nach Feierabend noch Fachliteratur liest und in der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin tätig ist. Als Sprecher der AG Junge DGIM vertritt er gemeinsam mit Dr. Anahita Fathi die Interessen der Nachwuchsinternisten. Dr. Fathi hat ihre Weiterbildung bereits abgeschlossen, ist Internistin mit der Zusatzweiterbildung Infektiologie.
Ranking von Kliniken anhand objektiver Maßstäbe erwünscht
Die AG-Mitglieder spüren den ökonomischen Druck in den Krankenhäusern stark, berichten die beiden in einer neuen Folge von O-Ton Innere Medizin. Mit dem Anstieg der Inflation habe das sogar noch zugenommen. Denn die Kliniken bauen teils Personal ab, obwohl die Arbeitslast die gleiche bleibt. Entsprechend groß sei die psychosoziale Belastung der Assistenzärztinnen und -ärzte, geben Dr. Fathi und Dr. Dr. Hundertmark zu bedenken. Es entstehe das Gefühl, überfordert und allein gelassen zu sein.
Eine Ursache des Problems liegt im DRG-System, das die Weiterbildung nicht berücksichtigt. Ob das durch die Klinikreform besser wird, scheint den beiden AG-Sprechern fraglich. Der bekannt gewordene Gesetzesentwurf orientiert sich an den Strukturvoraussetzungen Nordrhein-Westfalens. Dort sind in den Leistungsgruppen nur drei Fachärztinnen und Fachärzte vorgesehen. Dies reiche für eine qualitativ hochwertige Weiterbildung keineswegs, kritisiert die AG Junge DGIM in einem Positionspapier.
Wichtige Inhalte bleiben auf der Strecke
Immer wieder kommt den beiden AG-Sprechern zu Ohren, dass in manchen Kliniken nicht die Kompetenzen vermittelt werden, die die Musterweiterbildungsordnung vorsieht. Dafür, dass im wenig planbaren Klinikalltag nicht immer alles nach einem zwei Jahre zuvor festgelegten Plan funktionieren kann, hat Dr. Fathi Verständnis. Es müsse aber darauf Verlass sein, dass zumindest die Dinge, die planbar sind, stattfinden, etwa Rotationen und Jahresgespräche mit dem Arbeitgeber.
Um angehenden Assistenzärzten einen besseren Überblick über die Qualität der Weiterbildung in den Kliniken zu geben, begrüßen Dr. Fathi und Dr. Dr. Hundertmark Tools, die anhand objektiver Maßstäbe ein Ranking der Häuser erstellen. Auch ein DGIM-Qualitätszertifikat für eine gute Weiterbildung wäre denkbar.
Offen über psychischen Druck sprechen
Doch auch darüber hinaus benennt die AG viele Maßnahmen, die die Weiterbildungsqualität steigern können. Ein echter Fortschritt wären etwa verpflichtende Train-the-Trainer-Seminare, bei denen Weiterbildende geschult werden. Zudem sei es immer noch nicht in allen Häusern Standard, die Codierung von Leistungen spezialisierten Fachkräften zu überlassen. Auch eine effiziente Digitalisierung der Medizin würde mehr Kapazitäten für die Weiterbildung freisetzen. In diesem Bereich habe es durch die Coronapandemie Fortschritte gegeben, etwa die bereitwilligere Nutzung von Videosprechstunden oder hybride Kongresse, resümieren Dr. Fathi und Dr. Dr. Hundertmark.
Um die Weiterbildungszeit gut zu überstehen, rät Dr. Fathi dazu, mit Vertrauenspersonen offen über die psychische Belastung zu sprechen und sich im Zweifel auch professionelle Hilfe zu holen. Fast jeder habe schon einmal ein Ereignis erlebt, das ihn mitgenommen habe, seien es nun Behandlungsfehler oder tragische Krankheitsverläufe. Dr. Dr. Hundertmark appelliert daran, offen zu bleiben und die Phase zu nutzen, um sich in eine Richtung zu entwickeln, die Spaß macht.
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