Glosse Astronomische IGeL-Einnahmen
Ein findiger Mediziner hat sich kürzlich als „Facharzt für Raumfahrtmedizin“ ausgegeben – jedenfalls bis ein Landgericht es ihm verbot. Die Spezialisierung ist nicht anerkannt. Schade eigentlich, denn das Potenzial des Fachgebiets ist immens. Früher oder später wird es kommen. Und dann winken galaktische Gewinne.
Die Nachfrage der Patienten ist groß: Jetzt, wo Jeff Bezos und Richard Branson es vorgemacht haben, wollen sich weitere Superreiche für wenige Minuten ins All schießen lassen. Der IGeL-kundige Arzt horcht auf – vor dem Flug wüsste die kosmonautische Klientel sicher gerne, ob sie der Schwerelosigkeit körperlich überhaupt gewachsen ist. Zeit also für eine „Weltraumtauglichkeitsuntersuchung“. Preis: 50.000 Euro.
Den ersten Teil der Leistung bildet der sogenannte „Champagner-Test“. Dabei entkorkt der Patient kopfüber von der Decke hängend eine gut geschüttelte Flasche des Schaumweins (sie hätte im All einen ruckeligen Flug bei 3500 km/h hinter sich). Der Test ist bestanden, wenn er sich dabei weder das Designerhemd, noch die Frisur oder die Rolex versaut. Alles andere würde auf interstellaren Instagram-Fotos doof aussehen. Korkenbedingte Schäden an empfindlichen Geräten sind ebenfalls ein Ausschlusskriterium.
Kurz darauf darf der Shuttle-Passagier beim „Panama-Test“ finanziell kreativ werden, um seine geistige Fitness zu demonstrieren. Aufgabe ist es, einen jährlichen Vermögenszuwachs von 25 Milliarden Dollar mittels rechtlicher Grauzonen so klein zu rechnen, dass er mit nur 0,98 % versteuert werden muss. Bonuspunkte gibt es, wenn der Gewinn auf dem Papier so stark schrumpft, dass er vollständig von Freibeträgen gedeckt ist.
Hat der Patient diese beiden Tests bestanden, bekommt er als Nachweis sein Sternenpferdchen und kann beruhigt ins All starten. Und auch die Praxis befindet sich – zumindest wirtschaftlich gesehen – auf dem Weg in eine stabile Umlaufbahn.
Isabel Aulehla
Redaktion Gesundheitspolitik