Signale für eine neue Corona-Ampel
Es ist wieder so weit, die Pandemiewelle rollt. Oder besser gesagt, sie rollt zum vierten Mal an. Zumindest ist das den offiziellen Zahlen des Robert Koch-Institutes zur Inzidenz zu entnehmen. Aber werden wir in Deutschland tatsächlich wieder „überrollt“ vom Versorgungsbedarf sehr vieler schwerkranker COVID-19-Patienten? Führt der Druck vielleicht sogar wieder zu einem Lockdown des öffentlichen Lebens?
Zu erwarten ist es nicht, denn die Hälfte der Menschen ist mittlerweile geimpft. Viele sind auch nach einer COVID-19 genesen. Und auch in der Therapie gibt es Fortschritte, wenngleich kleine. Es ist deshalb nachvollziehbar, dass die KBV unlängst forderte, den Kriterienkatalog für Pandemiemaßnahmen breiter zu fassen als bisher.
Und es wäre auch angesichts all der bisherigen Statistiken logisch, nicht nur die Zahl der Neuerkrankungen, sondern auch das Alter der schwer erkrankten COVID-19-Patienten, die COVID-19-Mortalität, den Bedarf an Klinik- und Intensivbetten sowie an Beatmungskapazitäten für politische Entscheidungen heranzuziehen.
Es waren die Kliniken, die sich durch Einschränkung elektiver Leistungen auf die Maximalversorgung von COVID-Patienten vorbereiten mussten. Und sie haben die schwierigen Zeiten auch mit viel Kraft bewältigt. Sind jetzt aber nicht mehr so viele Schwerkranke zu erwarten, bleibt Spielraum für die Versorgung aller. Ein Kriterienkatalog könnte besser planen lassen. Auch die Kliniken fordern inzwischen vom RKI mehr Kennzahlen. Die Frage ist, wann solche Forderungen erhört werden. Hoffentlich bald.
Vielleicht wäre der Berliner Ansatz bundesweit nutzbar. Im Zentrum steht hier die Corona-Ampel. Sie spiegelt die Infektionsdynamik anhand dreier Kriterien wider: 7-Tage-Inzidenz, Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner, COVID-19-ITS-Bettenbelegung. Für jedes Kriterium gibt es eine Ampel. Bei zweimal Rot muss der Senat handeln. Dabei werden inzwischen auch Zahlen zu Geimpften, Genesenen und Todesfällen herangezogen. Einfach mal unter www.berlin.de ansehen.
Cornelia Kolbeck
Hauptstadtkorrespondentin